Lena von fuddelknuddels Bücherregal
Auch der zweite Band der Spiegelreisenden ist mir bereits zu großen Teilen bekannt, selbst wenn ich gestehen muss, dass ich das Buch aufgrund seiner enormen Seitenanzahl seinerzeit nicht komplett zu Ende gelesen, sondern erst einmal eine Pause eingelegt hatte. De Reiz, weiterzulesen, wurde dann von einer Leseflaute erstickt, sodass ich mich jetzt auf das Hörbuch umso mehr gefreut habe, was mit seinen 15 Stunden zwar auch kein Pappenstiel, jedoch in der momentanen Zeit für mich wesentlich leichter zu händeln ist als ein Buch mit 600+ Seiten. Tatsächlich hatte ich das Buch nicht annähernd so spannend und nervenaufreibend in Erinnerung, wie es mir dieses Mal als Hörbuch erschien. Ich habe mich kaum getraut, Pausen einzulegen, weil ich jedes Mal ausgerechnet dann an einer enorm spannenden Stelle angelangt war und unbedingt wissen wollte, was in diesem Moment passiert. Was den Einstieg für mich sehr erleichtert hat, war die kleine Zusammenfassung zu Beginn des Buches, in der kurz und dennoch ausführlich genug beschrieben wird, was in Band 1 geschehen ist. Zwar war das Hören vom ersten Band noch nicht ewig her, aber wenn man zwischendurch noch andere Bücher liest oder hört, gerät vielleicht das ein oder andere Detail schnell in Vergessenheit. Auch für dieses Hörbuch muss ich noch einmal die Sprecherin loben, obgleich sie die selbe ist wie in Band eins und ich das dort bereits ausführlich getan habe. Sie passt einfach so perfekt zu Ophelia und schafft es dennoch, auch die anderen Figuren mit verschiedenen Stimmen und Akzenten nahezu unverwechselbar darzustellen, dass es einfach ein Genuss ist, ihr zuzuhören. In diesem Buch geht es für mein Empfinden deutlich rasanter und vor allem intriganter zu als im ersten Teil. Die Schwangerschaft von Thorns Tante, das Verschwinden der Bewohner aus dem Mondscheinpalast und die zunehmende Aufmerksamkeit, die Ophelia von Faruk bekommt, all das bringt für das Mädchen eine Suppe aus Zweifeln, Unsicherheiten und Gefahr mit sich. Man glaubt zu wissen, wer es gut und wer es schlecht mit ihr meint, und wird dann am Ende doch eines komplett anderen belehrt. Ophelia macht im Laufe des Buches eine große Wandlung durch, sie wird noch selbstbewusster, steckt nicht immer nur zurück, sondern traut sich auch mal, Widerworte zu geben, sie steht endlich für sich selbst ein, wie ich es mir auch im ersten Teil schon gewünscht hatte. Doch nicht nur unsere Protagonistin, sondern auch Thorn entwickelt sich. Seine Vorhaben sind zwar anfangs nach wie vor undurchsichtig, aber man beginnt eine deutlichere Verbindung zwischen seiner Verlobten und ihm zu erkennen. So verschroben und eigenartig dieses Arrangement auch wirken mag, ich liebe die beiden zusammen einfach. Sie haben keine richtige Liebesbeziehung, wie man es erwarten würde, aber langsam lernen sie merklich, sich aufeinander zu verlassen und fassen Zuneigung zueinander. Der Spannungsbogen baut sich in diesem Buch wie im vorigen zunächst recht langsam auf, aber bleibt dafür eine lange Zeit konstant, bevor kurz vor dem Ende der große Höhepunkt wartet. Ich muss gestehen, dass mich das Ende dieses Buches emotional ziemlich in die Mangel genommen hat, ich war zugleich begeistert, geschockt, traurig und neben all dem extrem aufgeregt, wie es denn nun weitergehen wird für Ophelia und Thorn. Ein spannendes Finale wie dieses hatte ich weiß Gott nicht erwartet und umso mehr freue ich mich schon auf den Folgeband. Mein Fazit: Noch mal eine Klasse besser als Band 1! Ich habe mich zunehmend in die Figuren verliebt, Thorn konnte mein Herz erweichen und Ophelia mauserte sich zu einem starken jungen Fräulein. Die Spannung und das Mysteriöse, die Magie und das Unberechenbare sind die ganze Zeit greifbar und ich fand besonders das letzte Drittel extrem spannend. Band 3 kann kommen!