xThelittleRose
Schon seit seinem Studium hat Linus einen Traum. Er möchte ein sogenanntes „Navigationssystem fürs Leben“ erschaffen. Dieses soll das Leben des Nutzers in allen Bereichen verbessern und erleichtern. Das Ting, wie es auch genannt wird, gibt Handlungsempfehlungen, die langfristig das Leben des Verwenders optimieren sollen. Jahrelang hat Linus an einem Prototyp des Tings gearbeitet, doch ihm fehlen die nötigen finanziellen Mittel, sowie ein besseres Verständnis vom Programmieren, um das Navigationssystem auf die nächste Stufe zu heben. Bei einem Jobinterview trifft er seinen ehemaligen besten Freund Adam wieder. Die beiden haben sich während des Studiums kennengelernt und wurde schnell beste Freunde, bis Adam eine von Linus Ideen für seine Abschlussarbeit nutzte. Linus musste daraufhin sein Studium verlängern und hat auch danach einfach keinen Fuß in die Tür bekommen. Und auch dieses Mal scheitert er bei seinem Jobinterview. Doch wie das Schicksal so spielt, ist das der Beginn des Tings. Adam, Linus, Kasper und Niu schließen sich zusammen. Die vier haben die nötigen Fähigkeiten, um das Ting zum Leben zu erwecken. Als sie schließlich mit der neuen Version fertig sind, wird es Zeit für einen Betatest. Vertraglich legen sie fest, dass sie während der nächsten Monate alle jede Anweisung des Tings befolgen müssen. Sollten sie das nicht tun, können sie ganz einfach aus dem Start-up geworfen werden. Schnell müssen sie jedoch feststellen, dass das Navigationssystem nicht für jeden gleich funktioniert. Es scheint unterschiedliche Dinge für jeden einzelnen geplant zu haben … Charaktere: Linus ist sozusagen das Herz des Start-ups. Seit seinem Studium möchte er das Ting zum Leben erwecken. Trotz der vielen Steine, die ihm im Weg lagen, hat er diesen Traum nie aufgegeben und schließlich sogar in die Realität umsetzen können. Bis zum Schluss hängt sein ganzes Herzblut an dieser Erfindung. Sein Charakter ist sehr stark von Versagensängsten und Selbstzweifeln geprägt. Er stammt aus einer Familie, in der jeder Erfolg zu haben scheint. Vor allem seine Schwester ist für ihre Eltern ein Paradebeispiel eines idealen Kinds. Immer wieder wird Linus vorgehalten, wie weit sie es gebracht hat, im Gegensatz zu ihm. Doch auch seine langjährige Freundin übt immer wieder Druck auf ihn aus. Wäre es nach ihr gegangen, hätte Linus den Traum vom Ting schon vor Jahren aufgegeben und sich einen 0815 9-to-5 Job gesucht. Eine der ersten Empfehlung des Tings besteht darin mit seiner Freundin Schluss zu machen. Und obwohl er vertraglich dazu verpflichtet ist, ignoriert er diese Anweisung immer und immer wieder… Während Linus stark durch seine familiären Erwartungen geprägt ist, ist es Adam durch seine Herkunft. Er hat polnische Wurzeln. Diese würde er aber am liebsten so weit wie möglich hinter sich lassen. So kann er beispielsweise kaum mehr seine Muttersprache und versucht sich auch so weit es möglich ist von seiner Herkunft zu distanzieren. Aber auch er hat so seine familiären Probleme. Adam wuchs ohne Mutter auf und hat auch mittlerweile schon lange keinen Kontakt mehr zu seinem Vater, denn dieser spiegelt genau das Klischee wider, von welchem er sich so stark versucht zu distanzieren. Adam ist es sehr wichtig im Leben Erfolg zu haben. Er setzt alles daran beispielsweise Steve Jobs nachzueifern. Auch er will groß herauskommen und ein Vorbild für andere Menschen werden. Als schließlich Linus wieder auftaucht und Adam kurz darauf seinen Job verliert, sieht er seine Chance darin. Das ist seine Möglichkeit ganz groß herauszukommen. Und nicht nur das, durch das Ting schafft er es auch tatsächlich sein Leben zu optimieren. Was er dabei auf der Strecke lässt sind allerdings seine alten Freunde. Nach und nach muss er feststellen, was der Preis ist, nur auf den Erfolg/Beruf fixiert zu sein… Der dritte im Bunde ist Kasper Strindholm, der Sohn von Adams vorherigen Chef. Adam und Kasper sind sich nicht gerade sympathisch. Hätte Adam nicht Probleme Investoren zu finden, hätte er niemals Kasper in dem Team akzeptiert. Dieser ist so ein bisschen der Kritiker im Team. Auch er hält es für eine fantastische Erfindung, doch er sieht auch die Schattenseiten des Ganzen. Von Beginn an hat er Angst davor, was durch das Ting aus der Menschheit werden könnte. Nichtsdestotrotz steckt auch er alles was er kann in das Start-up. Wie auch für Adam ist das Navigationssystem seine zweite Chance. Denn nicht er wurde von seinem Vater als neue Geschäftsführung von Strindholm Consulting eingesetzt, sondern seine Schwester. Voller Wut und Enttäuschung beschließt er, dass es an der Zeit ist seine Familie hinter sich zu lassen und etwas Eigenes zu beginnen. Als letztes gibt es noch Niu, ein kleines Genie könnte man sagen. Sie ist für die Programmierung des Tings verantwortlich und schafft es, es auf eine ganz neue Ebene zu heben. Niu selbst lebt sehr in sich selbst zurückgezogen. Sie hat kaum Kontakt mit ihrer Familie, keine Freunde, kaum Hobbys. Eigentlich hätte sie nicht einmal beim Ting mitgemacht, wäre sie nicht mit ihrem eigenen Projekt gerade fertig geworden und vor der Frage gestanden: „Was jetzt?“. Das Navigationssystem verhält sich für Niu ganz anders als für die anderen. Es trifft keine Aussagen darüber, dass sie mehr arbeiten oder zum Sport gehen sollte. Dennoch hat es schlussendlich einen größeren Einfluss auf Nius Leben als je einer hätte vermuten können. Schreibstil/Spannungsbogen: Ich mochte den Schreibstil des Buchs wirklich gerne. „Das Ting“ war für mich sehr ‚out-of-the-box‘. Wer mir schon länger folgt weiß, dass ich vor allem Romantasy und NA/YA lese. Auch, wenn ich wirklich gerne aus meiner Komfortzone beim Lesen komme, weiß man dennoch nie, ob es einen wirklich zusagen wird. Doch der Autor hat es mir mit seinem Schreibstil wirklich leicht gemacht. Das Buch wechselt zwischen den vier verschiedenen Protagonisten, sodass der Leser einen Einblick in die Gedanken- und Gefühlswelt von jeden einzelnen kommt. Was die Spannung betrifft, muss ich zugeben, dass das Buch vollkommen anders war, als ich es mir vorgestellt hatte. Ich dachte die ganze Zeit, es würde irgendwann ein Punkt kommen, an dem wir die Schattenseiten einer solchen Erfindung miterleben würden. Es wurden zwar mögliche Risiken durchaus in die Geschichte eingeflochten, aber trotzdem hat das Buch auf eine ganz andere Message abgezielt, als ich erwartet hatte. Persönlich fand ich das wirklich klasse. Ich hatte nicht mit solch einer ‚Wendung‘ gerechnet. Ich möchte hier allerdings anmerken, dass das Buch nicht per se spannungsgeladen ist. Das soll ganz und gar nicht heißen, dass es langweilig ist. Ich wollte an ganz vielen Stellen unbedingt wissen was als nächstes passiert, aber das hat nichts damit zu tun, dass man wie bei einem Fantasyroman bestimmte Stellen hat, die wahnsinnig spannend sind, sondern die Spannung besteht darin zu erfahren, wie die Charaktere sich als nächstes verhalten werden, was das Ting für Empfehlungen geben wird und schlussendlich auch wohin das Start-up die vier Protagonisten führen wird. Ich habe beispielsweise kein bisschen mit solch einem Ende gerechnet, es war relativ offen und ich hatte auch noch einige unbeantwortete Fragen, aber genau das ist denke ich auch das Ziel des Buchs. Der Leser soll sich mit dieser Thematik auseinandersetzen und seine eigenen Antworten für sich selbst finden. Fazit: Ich tue mich tatsächlich ein bisschen schwer mit meiner Sternebewertung. Anfänglich wollte ich dem Buch vier Sterne geben, aber mittlerweile tendiere ich sogar zu fünf Sternen. Für mich ich das so schwer, weil ich einfach noch nichts Vergleichbares gelesen habe. Normalerweise ordne ich Bücher so ein, dass ich mir überlege, wie ich ein ähnliches Buch bewertet habe. Das ist in diesem Fall einfach nicht möglich, aber ich denke deshalb verdient es auch wirklich fünf Sterne. Ich habe nicht wirklich Kritikpunkte, ich mochte den Schreibstil total, die Charaktere waren sehr interessant und vielschichtig. Wie gesagt habe ich bisher nichts Vergleichbares gelesen, es regt zum Nachdenken an und lässt dem Leser Raum für seine ganz eigene Meinung … was soll ich sagen? Ich kann „Das Ting“ einfach nur wärmstens empfehlen. ♥