Gabriele
Dieses Buch, so gestand Steinbeck seinerzeit, enthalte so ungefähr alles, was er habe, Leid und Aufschwung, gute und schlechte Stimmungen, böse und gute Gedanken, die Lust des Planens, etwas Verzweiflung und die unbeschreibliche Freude des Schaffens. Entsprechend umfangreich ist die Geschichte, die sich über viele Jahrzehnte dahinzieht und das Leben mehrerer Familien, doch besonders das der Brüder Trask beleuchtet. Adam und Charles sind sehr unterschiedlich. Sie verlebten ihre Jugend noch vor der Wende zum Jahr 1900. Während dem zurückhaltenden Adam die Liebe seines Vaters zuflog, kämpfte Charles vergeblich darum. Kein Wunder, dass sich zwischen den beiden Hassliebe entwickelte. Als Adam sich in eine Frau verliebte, die als sehr grausam vorgestellt wurde, kam es zur Trennung. Er wanderte in Steinbecks heißgeliebtes Salinas-Tal aus, wo ihn Cathy nach der Geburt der Zwillinge verließ, um einem Bordell vorzustehen. Adams Söhnen Cal und Aron erging es schließlich nicht anders als dem Vater und dem Onkel: Sie liebten und sie hassten sich. Das ist allerdings nur ein Aspekt dieses umfangreichen Romans, der 1952 erschien. Bis dahin hatte der 50jährige Autor das Leben in seiner ganzen Vielfalt kennengelernt. Er beschreibt die Natur in Worten, die mir die Tränen in die Augen trieben, weil sie schön waren. Er charakterisiert seine Figuren sehr deutlich, so dass es ein leichtes war, sie zu mögen oder abzulehnen. Das Buch ist gespickt mit Lebensweisheiten und es leben darin so viele Personen, dass es anfangs schwierig ist, sie richtig zuzuordnen. Obwohl mir das Familienepos sehr gefallen hat, gibt es doch auch etwas auszusetzen. Für heutige Leser ist es zu umfangreich, enthält viel zu viele Handlungsstränge und ausschweifende Beschreibungen. Moderne Autoren achten meist darauf, eine einzige Geschichte zu erzählen, um der schnelllebigen Zeit gerecht zu werden. Bei diesem Buch benötigt man Geduld und Durchhaltevermögen – aber es lohnt sich!