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Cubey

Posted on 25.4.2020

Nachdem ihr Zwillingsbruder von vermeintlich ausländischen Mitbürgern zusammengeschlagen wurde und sich mittlerweile im Koma befindet, erhält Leah seltsame Links die sie zu dem Videotagebuch ihres Bruders führen. Ihren Bruder, der sich immer für Flüchtlinge und Flüchtlingshilfe eingesetzt hat sieht sie in diesen Videos von einer ganz anderen Seite. Immer wieder fällt ein bestimmter Name: Alex. Leah entscheidet sich nachzuforschen. “Wir sind die Wahrheit” ist definitiv ein Buch welches mich von der ersten Seite an ziemlich beeindruckt hat. Ich habe es selten in einem Jugendbuch erlebt, dass die Jugendsprache so gut getroffen wurde wie hier. Wie Leah und ihre Freunde sprachen, sie verhaltet haben… auch außerhalb der Sprache, beim Schreibstil selber, fand ich es einfach nur angenehm. Es hat sich wirklich angefühlt, als würde ich von jemandem Lesen, der sich in meiner direkten Generation befindet. Auch von der Spannung her war es durchweg interessant. Es war nicht so, dass es Passagen gab wo einfach mal nichts passierte. Alles, was Leah durchlebt hatte, war interessant. Ich habe ihre Geschichte gerne verfolgt, war bei ihren Nachforschungen gerne dabei und wollte wissen wie es weitergeht, was als nächstes passiert und wenn sie als nächstes trifft. Man wurde auch nicht mit Charakteren, Fakten oder Daten überladen. Die Geschichte hatte ihre Schlüsselcharaktere auf eine begrenzte Anzahl fixiert, dennoch wirkte die Geschichte nicht leer. Was man von der Geschichte und ihren Hintergründen erfuhr, wurde einem schön in Häppchen vorgelegt, so dass man alles nach und nach verdauen konnte. Alles in allem hat die Geschichte wirklich Spaß gemacht. Aber…. Das Buch hat sich nicht wirklich etwas getraut. Ich hatte wirklich Spaß beim lesen, kam gut rein, gut durch und habe es am Ende mit einem Lächeln zugeklappt, nur um mir dann aber eine Frage zu stellen: Was hat das Buch mir gebracht? Eine schöne Lesezeit, dass schon. Aber ich bin vielleicht auch nicht mehr die typische Zielgruppe für so ein Buch. Beim Lesen selber habe ich gemerkt in welche Richtung Herr Götz gehen wollte, doch er hat sich nicht wirklich getraut Grenzen zu überschreiten. Wir haben Noahs Wandlung mitbekommen, haben einige Rechtsextremisten kennen gelernt und Leah wurde auch in eine Art “Angriff” (das mit dem Auto) mit verwickelt. Auch der Gedenkmarsch von Advocatus Diaboli hatte seinen Effekt. Aber es war so, wie Alexander es die ganze Zeit selber sagte: Sie redeten nur. Wirklich etwas ist nicht passiert. Leah wirkte mir dafür aber auch ehrlich zu Kopflos. Natürlich, sie hat grade so einiges über ihren Bruder mitbekommen, was schwer ist zu verdauen, aber dafür, dass es ihr oberstes Ziel zu sein scheint, herauszufinden was mit ihm los ist, geht sie mir an das ganze doch zu überstürzt ran. Wenigstens einer Person hätte sie bescheid sagen können, irgendeiner. Auch verlief mir das ganze einfach viel zu glatt. Leah kam da ziemlich glimpflich durch. Hat weder wirklich ärger von ihren Eltern oder der Polizei bekommen, alle nehmen es irgendwie mit einem Schulterzucken und einem bösen Blick inklusive erhobenem Zeigefinger und “Dududu” hin. Diese ganze Liebesdrama mit Alex will ich mal freundlicherweise unbeachtet lassen, das habe ich gar nicht verstanden. Leah wusste ja was Alex für eine Person war und zu was für einer Gruppierung er gehörte. Dafür fehlt mir an dieser Stelle das Verständnis auf einer menschlich/emotionalen Ebene Leah gegenüber. Fazit: “Wir sind die Wahrheit” ist ein unterhaltendes Buch, dass sich aber nicht traut, das zu sein, was es sein will. Ich würde mich aber freuen, es eines Tages in den Klassenzimmern unserer Schulen zu sehen, denn auch wenn es für mich etwas zu verhalten geschrieben war, sehe ich viele Dinge die Andreas Götz hier gut gemacht hat. Angefangen bei der Fragestellung wie solches Gedankengut sich überhaupt verbreiten kann, bis hin zu Trollen im Internet, dem Umgang damit und der Wichtigkeit sich Menschen anzuvertrauen. “Wir sind die Wahrheit” bekommt von mir daher 3 von 5 möglichen Sternen und trotz dessen eine Leseempfehlung. Für jüngere Leser wahrscheinlich sehr interessant und für ältere Leser vielleicht etwas kurzweiliger, aber dennoch nicht ganz unspannend.

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