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Nordlicht liest

Posted on 24.4.2020

Wo fange ich bei diesem Buch nur an? Erstmal eine ausdrückliche Warnung! Es ist nichts für zartbesaitete, auch nicht für solche die meinen einen Blick riskieren zu müssen (obwohl sie eigentlich wissen, dass sie zu ängstlich sind) das hier ist für Menschen die in der Lage sind den Inhalt aus der Distanz zu betrachten und ihn nicht zu nah an sich heran lassen. Erstaunlicherweise gehöre ich zu solchen Menschen. Ich habe mir bisher zu keinem Buch soviele Notizen gemacht wie zu diesem. Schon die ersten Seiten haben unglaublich viel in mir bewegt. Wir lernen den 25 jährigen Steven kennen, der mit seiner Mutter zusammenlebt. Die Brutalität, der Hass und die Härte die seine Mutter ihm entgegenbringt sucht ihresgleichen. Schon hier hatte ich sehr oft hart zu schlucken. Steven war einsam, ungeliebt und hat sich einfach nur nach einem heilen Familienleben und Liebe gesehnt. Er wollte das leben, was er Tag- ein Tagaus im TV zu sehen bekommt. Der Schreibstil ist gigantisch. Ich weiss viele werden mich jetzt fragen ob ich das ernst meine, weil sie nur die Brutalität gelesen haben die in den Zeilen steckt, aber der Inhalt spricht einen auf soviel mehr Ebenen an. Mattew Stokoe schreibt sehr bildgewaltig mit einer sehr direkten und dreckigen Art. Es wird nichts geschönt, weil in Stevens Leben nix schön ist. Wir erleben hautnah das was Steven erlebt hat. Direkt aus erster Hand sozusagen. Der Autor zeigt auf wie das Bedürfnis nach Nähe, Liebe und Familie einen Menschen verändern kann, dass er am Ende bereit ist seine Werte über Board zu werfen einfach nur um dazuzugehören. Um IRGENDWO dazuzugehören. Gott sei Dank ess ich seit einigen Wochen kein Fleisch mehr, die Szenen im Schlachthaus das waren die wo ich die meiste Angst vor hatte. Tierquälerei damit kann ich absolut nicht umgehen. Dort hatte ich schwer zu schlucken aber das Buch behauptet von sich der extremste Roman ever zu sein – und ich habe schon echt miese heftige Psychothriller gelesen .Ich konnte mich selbst nicht einschätzen. Wie gehe ich damit um, was macht das mit mir. Wollte diese Grenzerfahrung aber unbedingt machen (ich wurde gefragt warum um alles in der Welt ich SOWAS lese) – ganz einfach, weil ich das Gefühl habe, dass ich dadurch LEBE, ich spüre etwas – Angst, Herzklopfen, mich bewegt der Inhalt und das ist eine herrliche Abwechslung zu meinem sonst sehr tristen Alltag. Die Story hat mich bis zur Mitte vollends überzeugt, die Wendung dann mit den sprechenden Kühen die fand ich etwas too much auch wie sich die Story dann entwickelt hat. Aber das gesamte Buch war ein Leseerlebnis was seinesgleichen sucht. Deshalb gebe ich auch die hohe Sterne Bewertung. Für Menschen die sich immer wieder vor Augenhalten, dass dies Fiktion ist und die mit dem Text umgehen können ohne daran zu zerbrechen ist dieses Buch eine absolute Empfehlung. Wer eher etwas zurückhaltender ist, der sollte die Hände weg lassen. Ich bleibe total geflasht und beeindruckt zurück!

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