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Bris Buchstoff

Posted on 23.4.2020

Achtung Fans von französischen Regionalkrimis: Schlechte Nachrichten für Bruno Courrèges im Perigord und Kommissar Duval in der Provence – aber sehr gute für Freunde spannender, intelligent gemachter Krimis mit starkem Personal: In Paris und auf Korsika sind zwei neue Ermittler unterwegs. Jacques Andreotti, seines Zeichens nach Paris “ausgewanderter” Korse und Andrea Lefèvres, Undercover erprobter Flic aus Bordeaux, räumen auf. Und zwar gewaltig. Zunächst etwas ungewollt in Paris und dann gezwungenermaßen auf Korsika – der Insel der Schönheit und der stolzen Menschen. Wer noch nie auf Korsika war, hat einiges verpasst. Denn die Insel und ihre Bewohner sind etwas ganz besonderes. Möchte man sich näher mit der Ile de Beauté befassen, gibt es nun neben der Pflichtlektüre des 20. Asterix Bandes – der im übrigen sehr viele Wahrheiten über Korsika enthüllt – einen kenntnisreichen und äußerst unterhaltsamen Kriminalroman: Der Kopf des Korsen. Geschrieben hat ihn zwar kein waschechter Korse, aber der Autor kennt die Insel, ihre Menschen, die Sitten und Begebenheiten dort mehr als gut. Überhaupt scheint er alles, was er in diesem auch actionreichen Krimi auffährt, genau zu kennen: Egal ob es sich um Motorräder, Tauchgänge, die Fremdenlegion oder die Geschichte Calvis dreht. Und das tut dem Krimi sehr gut. Denn der Lesefluss nimmt so rasant Fahrt auf. Das Personal besteht ausschließlich aus starken Charakteren – bis auf einen einzigen Mann. Doch auch er reift mit der Geschichte. Die familiären und teilweise mafiösen Gesellschaftsstrukturen Korsikas werden auf amüsante Art und Weise beleuchtet. Und das immer wertfrei. Mordfälle und Leichen gibt es natürlich auch, doch Andreotti und Lefèvres haben alles im Griff. Dass die beiden mir bereits sehr ans Herz gewachsenen Ermittler weiter auf Korsika eingesetzt werden sollen, freut mich ungemein. Nach Calvi – das ich persönlich kenne und dadurch ein besonders gutes Kopfkino laufen hatte – soll es in andere Ecken Korsikas gehen. Der Schluss – ein Cliffhanger erster Güte – verrät zudem auch eines: Der Grund für die Versetzung nach Korsika ist nicht aus der Welt. Aber wir werden die Wartezeit bis zum zweiten Band hoffentlich auf die korsische Art und Weise meistern – mit Geduld. “Mit der Dürre verhielt es sich wie mit der Einsamkeit. So viel Lebensenergie ließ sich mit dem Versuch verschleudern, sie zu bekämpfen. Doch den Dingen mit Geduld zu begegnen und dem Schicksal freie Hand zu lassen das war korsisch.”

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