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Sarina

Posted on 22.4.2020

Neugierig gemacht von Klappentext und Leseprobe, musste ich „Gelöscht“ einfach in die Hand nehmen. Dank der Erzählperspektive fiel mir ein Einstieg in die Geschichte sehr leicht. Ich war sofort ins Geschehen und in Kylas Gedankenwelt eingetaucht. Doch Frau Terry's Werk ist anders als alle anderen Dystopien, denn sie beginnt eher in einem langsameres Tempo. „Gelöscht“ lebt definitiv nicht von Spannung, sondern von den Gedanken und Überlegungen der Protagonistin. Die Frage wem man trauen kann und wem nicht, zieht sich konsequent durch das Buch. Bereits nach kurzer Zeit sorgt Frau Terry dafür, dass beim Leser Misstrauen gegenüber bestimmten Charakteren gesät wird. Allerdings habe ich meine Meinung immer wieder geändert und ursprüngliche Vermutungen über den Haufen geworfen, sodass mir nichts anderes übrig geblieben ist, als mit dem Rätseln noch einmal von vorne anzufangen. Die Frage wer denn nun auf welcher Seite steht, gestaltet das Buch überaus abwechslungsreich. Die Idee der Autorin fand ich sehr interessant und total gut durchdacht. Auch die Darstellung des Regimes und der Gesellschaft Großbritanniens kann sich sehen lassen…Nichtsdesto-trotz hätte ich gerne genauer erfahren, wie das Ganze mit den Gangs so weit kommen konnte, doch leider wurde mit Details zur Vergangenheit äußerst sparsam umgegangen. Die Protagonistin Kyla…bis zum Schluss bin ich mir nicht sicher, ob ich sie nun sympathisch finden soll oder nicht. Auf der anderen Seite habe ich sie für ihre Stärke und ihren Willen total bewundert. Sie ist eine wahre Kämpfernatur, die wenn sie etwas unbedingt möchte, nicht so schnell aufgibt. Durch das Löschen all ihrer Erinnerungen gleicht sie jedoch eher einem Kleinkind, das manche Dinge einfach nicht wissen oder manche Konsequenzen nicht abschätzen kann. Doch sie ist extrem aufnahmefähig und lernt schnell aus ihren Fehlern. Auf der anderen Seite hatte ich wirklich Probleme mich in sie hineinzuversetzen, da sie ihre Gefühle vor anderen eher verbirgt. Dabei hätte ich so gerne erfahren, wie man sich eigentlich fühlt, wenn man so gar nichts von seiner Vergangenheit weiß. Ich stelle mir das total schlimm vor… Wie soll man damit umgehen? Einfach darüber hinwegsehen und sich voll und ganz auf sein neues Leben konzentrieren, wie es Kylas Schwester Amy tut? Ich glaube Kyla würde das nur zu gerne, aber leider kann sie ihre schlimmen Albträume (die dazu sehr intensiv, ja fast real erscheinen) nicht einfach so per Knopfdruck abstellen. Da stellt sich doch automatisch die Frage, ob es sich hierbei wirklich um tatsächliche Erlebnisse aus ihrem früheren Leben? Ihr seht nicht nur Kyla tappt im Dunkel … Ben, ein weiterer Slater, fand ich dagegen sehr sympathisch. Zu Beginn spielt er eher eine Nebenrolle als „der beste Freund“, der jederzeit für Kyla da ist. Doch mit der Zeit entwickelt er Gefühle für Kyla, will sie beschützen, kann aber nicht so wie er möchte. Er steckt in einer richtigen Zwickmühle, und muss sich entscheiden, was er für richtig hält. Die größte Überraschung löste jedoch Kylas Mutter aus, da sie sich mit Fortschreiten der Story ganz anders verhalten hat, als ich es gedacht hatte. Das Spannungslevel hält sich konstant, dennoch wollte ich unbedingt weiterlesen um zu erfahren wie es mit Kyla weitergeht. Diese Neugier ließ mich sogar über die ein oder andere längere Stelle hinweg sehen. Zu Ende hin überschlagen sich die Ereignisse förmlich, brechen dann allerdings so abrupt ab, dass ich mich ein bisschen im Regen stehen gelassen fühlte. Gerade noch eine zum zerreißen gespannte Atmosphäre und im nächsten Moment ein knallhartes Zack…Ende! Mein ersten Gedanke in diesem Moment: „Und jetzt? Was ist mit meinen ganzen Fragen? Ich MUSS auf der Stelle „Zersplittert“ weiterlesen! Ich MUSS wissen wie es mit Kyla weitergeht!“ Mein Fazit Teri Terry konnte mich ihrer Grundidee, auf die die ganze Handlung aufgebaut ist, total überzeugen. Die von ihr erschaffene, dystopische Welt ist wirklich sorgfältig durchdacht und gerade dadurch so erschreckend realistisch. Allerdings muss ich leider sagen, dass sie das Potenzial nicht völlig ausgeschöpft hat - vor allem an Spannung wäre noch einiges mehr herauszuholen gewesen. Aber somit bleibt für den Nachfolger (erscheint im Frühjahr 2014) definitiv noch Luft nach oben übrig! Alles in allem hat mir „Gelöscht“ jedoch gut gefallen, sodass ich eine klare Leseempfehlung aussprechen kann.

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