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nonostar

Posted on 22.4.2020

Yale lebt im Chicago der 80er Jahre und erlebt dort den Ausbruch der AIDS-Pandemie am eigenen Leib. Er ist ein schwuler junger Mann, der aufgrund seiner Sexualität sowieso schon ausgegrenzt wird aus der Gesellschaft doch durch dieses neue Virus wird der Hass auf Schwule noch viel schlimmer. Noch dazu muss er miterleben, wie seine Freunde krank werden und sterben und lebt selbst mit einer dauerhaften Angst, sich zu infizieren. In dieser ungewissen Zeit versucht Yale gerade eine Galerie aufzubauen und ist auf die Gemäldesammlung von Nora gestoßen, die viel über die Pariser Kunstszene der 20er Jahre zu erzählen hat. Diese Gemäldesammlung wirkt wie der langersehnte Durchbruch und Anschub für seine Karriere, mit der er sich einen Namen machen könnte. Parallel dazu wird die Geschichte von Fiona erzählt, die 2015 nach Paris reißt um ihre verschollene Tochter Claire zu suchen. Auch Fiona war Teil der Clique um Yale in den 80ern. Die Erlebnisse von damals begleiten sie schon ihr ganzes Leben lang und nun 30 Jahre später scheinen sie die Freunde von damals einzuholen. Rebecca Makkai hat einen wirklich tollen Schreibstil. Obwohl ich nur wenig über die 80er Jahre und das Aufkommen von HIV damals weiß, hat Makai mich diese Zeit fühlen lassen. Auch die Anekdoten, die Nora aus den 20ern erzählt, fand ich toll geschrieben und entgegen mancher Meinungen haben sie für mich sehr gut in das Gesamtbild des Romans gepasst. Leider muss ich jedoch sagen, dass mir der Gegenwartsstrang aus 2015 überhaupt nicht sinnig erschien. Meiner Meinung nach, hat er das Buch nicht bereichert oder irgendwie voran gebracht, da er weder die Charakterbildung einiger Figuren vertieft hat noch eine überaus intereressante Handlung bot. Für mich wirkte diese Geschichte um Fiona und Claire irgendwie zu gezwungen, als Abwechslung dazwischen geschoben ohne dabei richtig zu Ende gedacht zu sein. Ohne diese Zwischensequenzen hätte man das Augenmerk stärker auf Yale legen können und die damalige Zeit noch intensiver beleuchten können. Nichtsdestotrotz finde ich die Geschichte um Yale sehr gelungen. Seine Erlebnisse und die Figuren der 80er haben mich immer wieder überrascht, die Charaktere waren keinesfalls einseitig oder geradlinig aufgebaut, sie haben sich verstellt, entwickelt und mich immer wieder in ihren Bann geschlagen. Der Umgang mit HIV und der Schwulenszene allgemein hat mich oft schockiert, sowohl von der Gesellschaft allgemein als auch von einigen der Figuren selbst. Ich fand es toll, wie die Autorin den Figuren Leben einhaucht, man hatte am Ende das Gefühl Yale und seine Freunde schon ewig zu kennen. Auch wenn mich das Buch nicht zu Tränen gerührt hat, hat es dennoch viele Emotionen in mir ausgelöst. "Die Optimisten" ist ein gutes Buch, das den Leser mitnimmt in die 80er Jahre und von Liebe, Freundschaft, Aufopferung, Angst, Tod aber auch Hoffnung und Optimismus erzählt. Am Ende hat mir zwar der letzte Funke gefehlt um es zu einem Highlight zu machen, aber abgesehen vom Gegenwartsstrang habe ich es sehr gerne gelesen.

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