stinsome
Gleich vorab: Ich habe bis Seite 133 gelesen und dann abgebrochen, weil mir meine Zeit dann doch zu schade ist, um mir auch noch den Rest zu geben. Schon einige Seiten lang habe ich gemerkt, dass mich das Gelesene eigentlich nur noch nervt und ich keine Freude mehr daran habe. Warum? Ganz einfach: 1. Das Buch weist einige Übersetzungs- und Grammatikfehler auf, die mich beim Lesen sehr gestört haben. Da wird das Footballteam als „Fußballteam“ übersetzt (S. 51), nur um einige Seiten darauf wirklich von „Fußball“ zu sprechen und den Leser damit vollkommen zu verwirren. »Doch auch so war klar, dass sie offensichtlich nicht an mir interessiert war. Komisch. Normalerweise waren die Mädchen doch ganz wild darauf, von mir geküsst zu werden!« (S. 21) »Tja, sie war eben völlig versessen auf mich.« (S. 125) 2. West ist einfach nur ätzend. Er ist oberflächlich, behandelt Frauen absolut respektlos (mit der Entschuldigung, dass er ja wegen seines kranken Vaters leidet und seinen Frust irgendwie loswerden muss) und nutzt diese aus. Das gilt auch für Maggie. Vor allem sie wird von ihm wie der letzte Fußabtreter behandelt. Erst lässt er seinen ganzen Frust an ihr aus und ist fies zu ihr, dann redet sie mit ihm und ist auf einmal die einzige, die ihn wirklich versteht. Sie haben kaum miteinander geredet und auf einmal kann er einfach nicht mehr ohne sie. Er braucht sie unbedingt. Damit er sich bei ihr ausheulen kann. »Als gute Freundin brauchte er mich dagegen, weil ich wusste, wie man den Verlust eines Elternteils überlebte. So einfach war das.« (S. 116) 3. Ich fand es absolut unglaubwürdig, dass Maggie als die einzige angepriesen wird, die ihn wirklich versteht. Genau genommen gründet sich diese „Tatsache“ nur darauf, dass sie eben auch Verluste erlitten hat und seine Situation nachvollziehen kann, aber ich hatte nicht das Gefühl, dass sie dies in ihren Bemerkungen wirklich „bewiesen“ hat. Insgesamt wirkt die Darstellung der tragischen Umstände der Protagonisten pseudotiefgründig und melodramatisch. Die Autorin hatte da eine gute Idee, hat diese aber absolut grauenhaft umgesetzt, denn ich habe den Charakteren ihre ach so herzzerreißenden Qualen und nachdenklichen Unterhaltungen, die kein Mensch so führen würde, kein bisschen abgekauft. Es wirkte wie gewollt und nicht gekonnt. Ich meine: West ruft sie an und das nahezu erste, was er sagt, ist: »Hat es je Zeiten gegeben, in denen du nicht atmen konntest? […] Wenn dir die Verzweiflung die Kehle zugeschnürt und nicht lockergelassen hat?« (S. 101). Sowas fragt kein Mensch (ohne jegliche Überleitung!), das ist pure Melodramatik. Für mich hat es einfach nicht gepasst, dass West sich jedes Mal, wenn er überhaupt mit Maggie redet, sofort auszuheulen beginnt. Das vermittelt den Eindruck, dass er sie einfach nur als Taschentuch benutzt, während er mit irgendwelchen anderen Mädchen in die Kiste hüpft. 4. Maggie lässt sich das fröhlich gefallen. Anfangs dachte ich noch, dass sie eine echt coole Protagonistin sein könnte, als sie völlig richtig festgestellt hat, dass West kein guter Mensch ist, weil er seinen Frust bewältigt, indem er andere Menschen (vor allem Frauen) grausam behandelt. Aber auf einmal ist das überhaupt nicht mehr schlimm, weil er zu ihr dann ja doch nett ist (wenn sie ihm schön brav gestattet, dass er ihr sein Herz ausschütten kann. Wenn sie ihm nämlich zu verstehen gibt, dass sie ihre Mittagspause lieber mit einem guten Buch verbringt als an seinem Tisch, an dem auch sein derzeitiges Betthäschen sitzt, dann darf sie sich auch mal wieder einen spitzen Kommentar von ihm anhören.) »West war mein Untergang. Meine Empfindungen für ihn hatten die so gefürchtete Verknalltheit einfach übersprungen und sich in tiefe Gefühle für ihn entwickelt. Er benahm sich aber auch so verdammt süß! Wie hätte es sich da verhindern lassen sollen?« (S. 116) 5. Ich habe keine Ahnung, warum sie so empfindet, denn West ist alles, aber nicht süß. 6. Ich würde nicht behaupten, dass ich mich mit Mutismus sonderlich gut auskenne (gar nicht, um genau zu sein), aber die Art und Weise, wie Maggie wieder anfängt zu sprechen und das nur mit West, wirkte auf mich irgendwie unauthentisch, vor allem auch, weil es so früh passiert. Es wird damit begründet, dass er sie wütend gemacht hat, aber dass sie SO wütend wird, dass sie sogar spricht, konnte ich nicht nachvollziehen. Das hätte man noch umfangreicher beschreiben müssen, es hätte sich irgendwie hochschaukeln müssen, um ihren Ausbruch wirklich glaubwürdig zu machen. Ich hatte nicht das Gefühl, dass sich die Autorin wirklich mit dem Thema auseinandergesetzt, sondern es einfach nach ihrem Belieben dargestellt hat. Ich kann mich natürlich irren, aber das ist einfach mein persönlicher Eindruck. 7. Und zu guter Letzt hat mich Maggies Cousin Brady auch ganz schön genervt, weil er so überbeschützend ist. Bei seinen Kumpels ist das noch verständlich, weil die meisten von ihnen Frauen wie Dreck behandeln (er selbst eingeschlossen), aber bei einem lieben Kerl wie Charlie fand ich das unnötig und mehr als unverständlich. Als West ihn dann um Erlaubnis bittet, mit Maggie befreundet zu sein, gibt er im Vergleich viel zu schnell nach, was überhaupt nicht gepasst hat. Das Buch hat mich also, wie man vielleicht sieht, nur aufgeregt, weshalb ich mich letztendlich dazu entschlossen habe, meine Zeit nicht weiter damit zu verschwenden. Eigentlich hatte ich noch zu Beginn die anderen Teile der Reihe auf meine Wunschliste gesetzt, aber die werde ich da ganz schnell wieder herunternehmen, denn die männlichen Protagonisten der Folgebände – Gunner und Brady – sind nicht besser als West. Sie sind genauso oberflächlich und respektlos Frauen gegenüber wie er. Danke, aber nein, danke. Fazit Ich konnte das Buch nicht beenden. Die Umstände der Protagonisten werden melodramatisch und pseudoherzzerreißend dargestellt, die vermeintlich tiefgründigen Gespräche sind unglaubwürdig und nicht authentisch. Das Schlimmste ist aber, dass der oberflächliche Protagonist Frauen, inklusive Maggie, wie Fußabtreter behandelt. Das ist keine Liebesgeschichte, sondern eine Anleitung, wie man sich am besten in den Typen verknallt, der einen als Taschentuch verwendet. 1 Stern.