daffodil
Als russische Juden in bitterer Armut leben - nein, das wollen Malkas Eltern nicht und beschließen, zu einem Onkel nach Südafrika auszuwandern. Durch Trickserei aber lotst sie der Vater aber nach Amerika, dem Land, in dem "...die Pflastersteine aus Gold sind und Milch und Honig in den Bächen fliessen." Ernüchtert findet sich die sechsköpfige Familie in einem Zimmer einer Mietskaserne wieder. Das verzeiht Malkas Mutter ihrer Tochter nie. Sie zwingt die Mädchen, Geld zu verdienen - sonst gibt es nichts zu essen. Malka, gerade sechs Jahre alt, geht kreativ vor: sie singt, ihre jüngere Schwester tanzt, für je einen Penny; und für einen weiteren Penny hören sie damit auf. Als sie wieder einmal ihren Vater sucht, wird sie von einem Eiswagen angefahren und wacht in einem Krankenhaus auf. Bis zur Hüfte in Gips. Der Vater bleibt verschwunden, die Mutter verstößt das Kind: "Sie ist häßlich, ein Krüppel, nutzlos." Letztendlich nimmt der Fahrer des Eiswagens, Mr. Dinello, sie zu sich. In seinem Heim wird sie als Arbeitssklavin ausgenutzt, ungeliebt, verspottet. Trotzdem lernt sie einiges über Eisherstellung und Vertrieb. Den Kontakt zu ihrer Familie verliert sie bald ganz und lässt sich sogar taufen. Auf einen Gehstock angewiesen, unterernährt und unscheinbar kämpft sie sich durch. Als ihr die Liebe begegnet, heiratet sie den attraktiven, aber schüchternen und stotternden Bert trotz aller Widerstände. Hinter ihrem Rücken bootet Familie Dinello sie aus und lässt sie mittellos auf der Straße stehen. Ehrgeizig und voller Wut schafft sie sich mühevoll und mit vielen Rückschlägen ein Eisimperium und wird zu Amerikas Eiskönigin, sogar mit eigener Fernsehshow. Alles gut? Nein.... Diese Malka, umgetauft in Lilian, macht es Einem nicht leicht, sie zu mögen. Von Menschen, von denen sie geliebt werden möchte, wird sie ausgenutzt. Den, der sie liebt, brüskiert sie. Erst im Alter lässt sie ein wenig Nähe zu. Herrschsüchtig, hartherzig will sie ihr Imperium nicht nur halten, sondern immer noch vergrößern. Sie nimmt Rache, verstösst gegen Gesetze, stets misstrauisch verprellt sie ihre Mitmenschen. Einzig ihr Enkel findet Zugang zu ihr. Auf eigene Art bedankt sie sich.... "Die Königin der Orchard Street" zeigt Amerika aus der Sicht europäischer Einwanderer von 1913 bis zum Ende der 80-er Jahre des 20. Jahrhunderts. Glanzvolle Fassaden, Not, Elend, davon geprägte Gefühle - authentisch und nachvollziehbar; ein spannendes Buch.