Profilbild von lit.erally.love

lit.erally.love

Posted on 20.4.2020

Ich hatte soviel von diesem Buch erwartet - einen großartigen Plot, dieses Gefühl aus dem ersten Teil, mit den Spielern gemeinsam immer tiefer in die Ereignisse hineingezogen zu werden, halbwegs interessante Charaktere, Spannung und eine umwerfende Lösung am Ende. Ich hatte definitiv NICHT erwartet, dass der zweite Teil an Erebos 1 herankommt, aber dass das Buch so schlecht sein würde - uff. 1) DIE CHARAKTERE Erebos 2 wird aus zwei Sichten erzählt - von Derek und von dem schon bekannten Nick, sowie kurzen Einschnitten, bei denen der Leser wieder nicht weiß, wer erzählt. Von den beiden Hauptperspektiven fand ich Nicks noch spannender - Derek war mir weder besonders sympathisch noch konnte ich eine Verbindung zu ihm aufbauen. Junge, der Arme hat ein teilweise nicht ganz einfaches Leben hinter sich - und trotzdem habe ich an keiner Stelle mit ihm mitgefühlt oder für ihn gehofft. Nach dem Ende des Buches war ich sogar regelrecht erleichtert, nicht mehr von ihm lesen zu müssen - von der Romanze gar nicht zu sprechen. Ursula Poznanskis Romanzen sind nicht gut, das sind sie nie. In diesem Fall kann ich mich zum Glück schon nicht mehr daran erinnern und es ist nicht mal einen Monat her, dass ich das Buch gelesen habe. Allerdings ist Nick auch kein besonders spannender Charaktere, auf der Stelle würden mir vermutlich keine fünf Eigenschaften einfallen. Nick und alle seine Freunde verhalten sich exakt so wie sie es als Teenager schon gemacht haben. Sein Teil hat wenn vor allem wegen den vielen bekannnten Dingen Spaß gemacht. 2) DAS SPIEL & DIE GRUNDIDEE Erebos 2 ist deutlich mächtiger geworden und kann nun auf eine ganze Reihe von digitalen Möglichkeiten zurückgreifen, die es im ersten Teil noch nicht hatte, komischerweise auf keine einzige, die irgendwie tatsächlich von heutigen Computern im Alleingang umsetzbar wäre. Wenn es im ersten Teil noch Möglichkeiten gab, dem Spiel zu entkommen oder es zu umgehen, ist das nun schwer möglich. Erebos ist sogar so mächtig, dass dadurch Ungereimtheiten im Plot entstehen, die mich enorm nervös gemacht haben. (Ja, ich bin zwanghaft, ABER ARGH!!! Wenn ich Erebos gewesen wäre, hätte ich den ganzen Auftrag in fünf Minuten und ohne so viele Komplikationen geschafft.) Im Spiel an sich hat sich nichts Grundlegendes verändert, es ist immer noch die selbe Welt mit einigen Änderungen, was auch die Spielkapitel ziemlich langweilig gemacht hat. !SPOILER! Immerhin überraschend fand ich die Idee, dass Erebos dieses Mal einen guten Zweck verfolgt, aber auch das war kaum ein Thema. !SPOILER ENDE! 3) SPANNUNG, PLOT UND AUFLÖSUNG Ich glaube, mein größtes Problem war einfach, dass die Spannung gefehlt hat. Zum einen lag das daran, dass das Prinzip von vorne herein klar war und keine solche Überraschung mehr wie im ersten Teil. !SPOILER! Zum anderen lag es teilweise für mich auch am Schreibstil. Die Szene, in der Erebos den Navi kapert und Nick zum Friedhof fahren lässt? Wenn mir das passieren würde, wäre ich für die nächsten drei Jahre nicht mehr mit Navi Auto gefahren und auch als Buchszene hätte das wahnsinnig spannend sein sollen, aber stattdessen ... war es fast langweilig, weil absolut keine Atmosphäre erzeugt wurde. !SPOILER ENDE! Ich habe mich selbst dabei ertappt, wie ich im Kopf ausgerechnet habe, wie viele Prozent des Buches mir noch fehlen und mich nach jeder Seite selbst gelobt habe. Das Ende war mir etwas zu kurz und außerdem, kurze Frage, wtf?? Eigentlich mag ich die unkonventionellen Auflösungen in Ursula Poznanskis Jugendbüchern ziemlich gerne, aber das war mir deutlich zu abgedreht und mehr als seltsam in allen Bereichen. FAZIT: Wahrscheinlich könnte man einige der Dinge auch so zum ersten Teil sagen. Allerdings waren diese nicht ausschlaggebend, da sie wegen der wirklich tollen Idee und den vielen Plottwists kaum aufgefallen sind. Da vieles, was den Plot betrifft, im zweiten Teil von vorneherein schon bekannt ist, sind sie mehr aufgefallen. Zudem fand ich Erebos 2 überraschend langweilig. Teile des Endes und der neuen Version von Erebos selbst haben in mir den Wunsch ausgelöst, gegen eine Wand zu boxen. Das nächste Buch von Ursula Poznanski werde ich nicht lesen. Schade, dass ich mir mit diesem Teil den ersten Teil kaputt gemacht habe.

zurück nach oben