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ankasgeblubber

Posted on 20.4.2020

Achtung! Da sich diese Rezension auf den 2. Band der Trilogie bezieht, enthält sie Spoiler zu Band 1. "Logan und Gwen" ist der zweite Band der Eden-Trilogie von Thomas Thiemeyer. Bereits beim Lesen von Band 1 "David und Juna" wurde mir bewusst, dass es sich hierbei um eine ganz besondere Dystopie handelt. Die Geschichte spielt zwar in der Zukunft, im Jahr 2080, trotzdem kam es mir so vor, als hätte ich die Zeitmaschine falsch bedient und wäre im Mittelalter gelandet. Nach dem Ausbruch einer Epidemie und deren Folgen, leben Frauen und Männer getrennt voneinander, gehören Clans an und bekämpfen sich gegenseitig. Die junge Heilerin Gwen ist in diese neue Welt hineingeboren und kennt sie nicht anders. Umso erschrockener und verletzter ist sie, als sie erfährt, dass sich ihre Lebensgefährtin Juna in einen Mann verliebt hat und zusammen mit ihm geflohen ist. Für sie bricht eine Welt zusammen und sie beschließt sich an den Männern zu rächen. Dass gerade ein Spähtrupp aufbricht, um die neuen Angriffspläne der Männer auszukundschaften, kommt ihr gerade recht. So begibt sie sich mit ihren neuen Gefährtinnen auf eine gefährliche Mission, die in einer Katastrophe endet. Gwen gerät in die Fänge des Kämpfers Logan, wird von ihm gefangen gehalten und schließlich als Sklavin in der Welt der Männer verkauft. Doch was passiert, wenn Logan plötzlich mehr in ihr sieht und ganz unerwartete Gefühle für sie entwickelt...? Der Einstieg ins neue Buch hat mir außerordentlich gut gefallen. Juna ist weg und Gwen somit am Boden zerstört. In Band 1 hat mir Junas Freundin so gar nicht gefallen. Ich empfand sie als Klammeraffe, zu besitzergreifend und zu jammerich. Sie war mir einfach nicht sympathisch, weshalb ich der neuen Geschichte etwas skeptisch entgegen blickte. Tatsächlich spürte ich diese Abneigung gegen das Mädchen auch zu Beginn dieses Buches noch, doch sie verflüchtigte sich immer mehr, je stärker sich die junge Heilerin veränderte. Ihre Entwicklung hat mir von Seite zu Seite mehr imponiert. Sie wird stärker, selbstbewusster und weiß ihre Kratzbürstigkeit besser einzusetzen. Nur in seltenen Momenten und lediglich vor den Augen ihrer kleinen Katze lässt sie ihren Gefühlen freien Lauf und zeigt Schwäche. Auch mit Logan schickt Thomas Thiemeyer wieder einen interessanten männlichen Gegenspieler ins Rennen. Zusammen mit seinem Vater, dem Schmied Gunnar, und seinem kleinen stummen Bruder Dachs lebt er in einem der Randbezirke. Logan machte auf mich von Anfang an einen sehr gefestigten, neugierigen Eindruck. Er ist clever und weiß seine Stärken einzusetzen, um auf fairem Wege für sich und seine Familie zu kämpfen. Das erste Aufeinandertreffen der beiden Hauptfiguren, die ständigen Kabbeleien und auch das spätere Zusammenspiel haben mich schmunzeln und immer wieder mitfiebern lassen. Eine interessante und spannende Paarung! Zwei toll und authentisch ausgearbeitete Protagonisten mit Charakter und Tiefe. Ebenso spannend fand ich die anderen Charaktere und Nebenfiguren, die das Gesamtbild abrundeten und mich vollends in die Geschichte eintauchen ließen. Angefangen bei Dachs, Logans Bruder, den ich von Anfang an ins Herz schloss, bis hin zu dem arroganten, über Leichen gehenden Cedric und der interessanten und imposanten Arkana. Sie alle haben mich beeindruckt und mir den Aufenthalt im verbotenen Eden versüßt. Neben den toll ausgearbeiteten Charakteren hat mich die Fantasie des Autors begeistert. Bereits in Band 1 hat er seine neu erschaffene Welt glaubhaft und detailliert präsentiert. In Band 2 lernte ich neue Orte kennen und hatte das Gefühl, auf einem Berg zu stehen und die gesamte Gegend überblicken zu können. Ab und zu warf ich einen Blick auf die vom Autor selbst gezeichnete Karte, um mich zu jeder Zeit zurechtfinden zu können. Die Geschichte wird von Seite zu Seite interessanter. Die Spannungen zwischen Männlein und Weiblein spitzen sich zu, ein Krieg scheint unausweichlich. Während auf der einen Seite die Fragen aufkommen, warum sich Männer und Frauen eigentlich so spinnefeind sind und ob ein Zusammenleben nicht doch möglich sein könnte, werden auf der anderen Seite Angriffspläne geschmiedet und Mordanschläge geplant. Das Ende des zweiten Bandes lässt mich gespannt auf den dritten und somit letzten Teil der Eden-Trilogie warten. Mit Magda und Ben hat damals, im Jahr 2015 alles begonnen. Werden sie wieder zueinander finden? Was ist zwischenzeitlich aus David und Juna geworden, deren gemeinsame Flucht in Band 1 erfolgreich geendet hat? Und was wird aus Logan und Gwen? Eine tolle, bereichernde Jugendbuchreihe, die ich gern und jederzeit weiterempfehle. Insgesamt haben mir ein klein wenig die Würze, insbesondere der Pfeffer, und der fesselnde Sog gefehlt. Ich bin mir jedoch sicher, dass uns mit dem Abschlussband "Magda und Ben" ein fulminantes, gefühlvolles Finale erwartet, das ich ebenso gern lesen werde, wie seine zwei Vorgänger.

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