Josie
Der Klappentext hat mich angesprochen, denn ich mag Geschichten, in denen es um Gottheiten, Sekten und innerer Zerrissenheit geht. Genau das verspricht „Das Feuer in mir“. Als ich bei Lovelybooks entdeckt habe, dass eine Leserunde dazu gestartet wird, habe ich mich beworben und glücklicherweise ein Leseexemplar gewonnen. Innerhalb kürzester Zeit habe ich das Buch durchgelesen und bin wirklich froh, dass ich mich beworben habe. Der Einstieg in die Geschichte fiel unglaublich leicht. Leanne und ihre beiden Geschwister sind Menschen, die man gerne ins Herz schließt. Offene, liebenswürdige Personen, die füreinander einstehen und aufeinander aufpassen. Als Maya ums Leben kommt bricht für Leanne und den elfjährigen Lon eine Welt zusammen. Haltsuchend geraten sie an die Gemeinschaft rund um Damion. Er nimmt sie auf, sorgt sich um sie, wie es weder ihre Eltern, noch die Universität getan hat, bei der sie als Gelehrte angestellt sind. Die Gemeinschaft nimmt die beiden ohne Fragen zu stellen auf. Sie werden behandelt, als hätten sie schon immer dort gelebt und gerade das finden die Geschwister besonders anziehen. Gleichzeitig ist da Damion, der unglaublich charismatisch wirkt. Er schafft es immer die richtige Antwort zu geben und alles was er sagt klingt vollkommen einleuchtend. Trotzdem erscheinen mir viele seiner Gedanken und Pläne doch sehr blauäugig. Wieso sollten Menschen ihn und seine Ansichten nicht hinterfragen? Schließlich haben sie ihr Leben lang an etwas anderes geglaubt. Wieso sollten sie freiwillig ihre Denkweise verändern? Doch diese Gedanken scheint der junge Mann überhaupt nicht an sich heran zu lassen. Er ist von dem, was er vertritt, vollkommen überzeugt und niemand, auch nicht Leanne, kann ihn davon überzeugen eine andere Richtung einzuschlagen. Leanne hingegen weiß gar nicht so wirklich wem sie vertrauen und glauben soll. Ihre Erziehung und ihre Ansichten sind tief in ihr verwurzelt. Sie hat der Universität und dem Orden des Lichts sehr viel zu verdanken. Es fällt ihr schwer sich davon loszulösen, um sich ganz auf Damion und seine Gemeinschaft einzulassen. Gleichzeitig leuchten ihr all die Gedanken von dem jungen Charismatiker vollkommen ein. Sie beginnt ihre Ansichten und ihren Glauben zu überdenken, was ich grundsätzlich sehr gut fand, dennoch wirkt Leanne auf mich sehr naiv. Sie lässt sich beeinflussen ohne wirklich zu wissen worauf das alles hinauslaufen wird. Damion vernebelt ihre Denkweise und sie scheint es gar nicht zu merken. Und ich kann nicht einmal so richtig verstehen, wieso sie sich so von Damion beeinflussen lässt. Damion ist zwar charismatisch aber weder zärtlich noch liebevoll. Zwischen den beiden fehlt mir einfach das Gefühl. Es wäre mir lieber, wenn Leanne wirklich richtig innerlich zerrissen wäre, weil sie Damion wirklich liebt aber seine Einstellungen nicht richtig teilen kann und auch für ihn sollte die Zerrissenheit viel deutlicher hervorstechen. Doch die teilweise recht sachlich abgehandelten Gedanken von Leanne geben mir nicht das Gefühl als würden die beiden sich wirklich lieben. Leanne verliert sogar ihren kleinen Bruder vollkommen aus den Augen, der in der Gemeinschaft aufblüht und nicht eine Sekunde zögert. Er hadert nicht mit seiner Entscheidung, sondern legt seine alten Ansichten ab, um sich ganz der Gemeinschaft zu widmen. Ohne zu hinterfragen. Ohne mit der Wimper zu zucken. Leanne sieht dem ganzen einfach nur zu und bindet ihn nicht ein, wenn sie versucht zu einer Lösung zu gelangen. Die Verbindung zwischen den Geschwistern leidet sehr und das scheinen die beiden gar nicht zu merken. Trotzdem mag ich die Art, wie das Buch geschrieben ist. Alles ist düster, verworren und geheimnisvoll. Beim lesen habe ich mich teilweise regelrecht unwohl gefühlt, weil ich einfach das Gefühl hatte, dass etwas im Argen liegt, das ich einfach nicht greifen konnte. Es ist völlig undurchsichtig wer der Feind ist. Man weiß nicht wen man fürchten soll und gleichzeitig ist völlig unklar, wem man sein Vertrauen schenken sollte. Die düstere Atmosphäre wird dann noch durch ein Ereignis bekräftigt, was mich wirklich begeistert hat. Die Stimmung ist perfekt dargestellt und man kommt als Leser kaum zur Ruhe, weil man so viele Möglichkeiten hat, in welche Richtung sich die Handlung noch wenden könnte. Ich habe etliche Theorien in meinem Kopf zusammengesponnen und war wirklich gespannt darauf, wie sich das alles auflösen wird. Milkus hat die Unsicherheiten so genial in diese Düsternis verpackt, dass es mir unglaublich schwer gefallen ist den Kindle zur Seite zu legen. Das Ende hat mich ebenfalls für sich gewonnen, denn es ist nicht ausnahmslos gut. Es ist in meinen Augen bittersüß und das gefällt mir. Es gibt vieles, was offen ist und bei einem solchen Buch wäre ich wohl unzufrieden gewesen, wäre alles ausnahmslos geklärt worden. So durfte das Buch nicht enden und deshalb bin ich sehr glücklich mit dem Ausgang der Geschichte. Das Buch hinterlässt einen süßsauren Geschmack im Mund und das finde ich toll.