Bibliaphilia
Mit „Rache und Rosenblüte“ bekommt Renée Ahdiehs Dilogie einen gebührenden Abschluss. Ahdieh ist sich ihrem bildhaften Sprachstil, der mich schon in „Zorn und Morgenröte“ begeistert hat, treu geblieben und lädt so auch in diesem Band wieder zum Träumen ein. Die Handlung knüpft direkt an das Ende des erstes Teils an. Steht in diesem noch die Entwicklung der Beziehung zwischen Shahrzad und Chalid und das Leben im Palast im Vordergrund, kämpft Shazi im zweiten Band um ihre gemeinsame Zukunft. Sie sucht nach einer Möglichkeit, den Fluch, der ihrer Liebe im Weg steht, zu brechen, und muss sich dabei auch gegen ihre Familie behaupten. Daher spielen auch die Nebencharaktere Shazis erste Liebe Tarik, sein bester Freund Rahim, ihre Schwester Irsa, ihr Vater Jahandar und Onkel Reza eine größere Rolle. Man kann sie besser kennenlernen und wird durch Perspektivwechsel in die Lage versetzt, ihre Gefühle und Bewegründe nachzuempfinden. Die Entwicklung eigentlich aller Charaktere bis auf die neu eingeführten wurde für mich nachvollziehbar und ihre Emotionen konnten mich berühren. Obwohl der Teil wesentlich actionreicher ist als der Erste, konnte er mich allerdings nicht so fesseln und überzeugen. Das liegt wohl zum Teil daran, dass Aspekte, die mich interessiert hätten, ohne näherer Erläuterung nebenbei erzählt werden. Das betrifft zum einen – ohne zu viel verraten zu wollen – die Geschichte des Zauberbuches, dessen Macht sich Shazis Vater im ersten Band bemächtigt hat. Man lernt zwar Charaktere kennen, deren Familie dieses Buch erschaffen hat, aber nicht zu welchem Zweck und erst recht nicht warum sie ein Interesse daran besitzen, Shazi zu helfen und das Buch zu zerstören. Über ihre Hintergrundgeschichte, die ich sehr spannend finde, hätte ich gerne mehr erfahren. Sie ist nicht gut in die Hauptgeschichte eingebunden worden und spielt für ihren Verlauf eigentlich keine Rolle. Zum anderen hätte ich mich mir mehr Informationen zu Scheich Omar al-Sadiq und seinen Motiven gewünscht, in dem immer stärker aufkommenden Machtkonflikt Partei zu ergreifen. Dass ihn eine gute Liebesgeschichte begeistern kann, ist für mich keine ausreichende Erklärung, das Leben der Menschen, für die er verantwortlich ist, aufs Spiel zu setzen. Auch wenn die Geschichte ein zufriedenstellendes Ende bekommen hat, hätte es mir besser gefallen, wenn der Magie, den Geheimnissen und politischen Intrigen mehr Aufmerksamkeit geschenkt und der Geschichte dadurch mehr Tiefe verliehen worden wäre. Dann hätte ich auch dieses Buch nicht aus der Hand legen können und wäre nicht vom verschenkten Potential enttäuscht gewesen. 3,5/5