frauschafski
Ambitioniert, aber nicht ausgereift „Echo der Kirschblüten“ ist das zweite Buch von Marcus S. Theis und ich war vor allem deswegen daran interessiert, weil es ein junger Autor aus meiner Region ist. Es handelt von dem jungen Abenteurer Amanaki, der von heute auf morgen aufbricht, um die Welt zu ersegeln. Auf seine Reise trifft er die unterschiedlichsten Menschen, manche begleiten ihn länger, manche kürzer. Der Autor nutzt dieses Setting, um verschiedene Lebensweisheiten und Erkenntnisse zu transportieren. Diese werden an vielen Stellen in die Handlung eingestreut, mal als genau erläuterte Gedankengänge, mal als aphorismenhafte Sinnsprüche. Leider hat mich das nicht erreicht. Ich hatte eher das Gefühlt, dass die Handlung allein als Schablone dient, um die in jungen Lebensjahren erworbenen Einsichten des Autors zu transportieren. Dadurch wirken die Gedankengänge teilweise wie mit dem Salzstreuer in die Geschichte eingefügt. Gleichzeitig fehlt dem Autor das sprachliche Repertoire, um seine Figuren emotional auszustatten. Mir blieben sie alle merkwürdig fern und scherenschnittartig flach. Dabei ist die Handlung so angelegt, dass sie durchaus die ganz großen Emotionen durchschreitet. Nachvollziehen konnte ich die Gefühle nur, wenn ich selbst bereits ähnliche Erfahrungen gemacht hatte. Nur das reicht leider nicht aus, um Handlung und Figuren greifen zu können. Hinzu kommt, dass verschiedene Handlungsstränge für meine Begriffe viel zu schnell abgehandelt wurden. So beispielsweise das dem Roman namengebende Ereignis der Kirschblüte in Japan. Eigentlich sollte dies der Höhepunkt der Handlung sein, bemüht man klassische Erzählungsaufbauten. Doch genau dieses Ereignis ist innerhalb von nicht einmal zwei Seiten abgehandelt. Hier fehlten letztlich die Ideen zu einer adäquaten Umsetzung. Fazit: Der Autor will viel, das ist seinem Roman deutlich anzumerken. Es fehlt mir jedoch die emotionale Tiefe, um den Figuren nah zu sein und somit ihre Erkenntnisse vollumfänglich nachzuvollziehen.