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maskedbookblogger

Posted on 18.4.2020

Ilja, der Protagonist saß sieben Jahre unschuldig im Straflager. Nun möchte Ilja sein Leben genießen. In Moskau angekommen, erreichen ihn schlechte Nachrichten. Iljas Mutter verstarb vor wenigen Tagen und seine Freundin Vera möchte den Kontakt abbrechen. Seine Lösung findet er im Alkohol. Voller Wut auf den Polizisten Petja, der ihn hinter Gitter gebracht hat, überlegt Ilja seinen nächsten Schritt. Dieser Schritt wird zum Fehler. Eines Abends ersticht der Protagonist den Polizisten. Nun bestimmt das Smartphone des Polizisten sein Leben. Ein gefährliches Spiel beginnt, bei dem Ilja das Risiko eingeht, seine Identität zu verlieren. Dmitry Glukhovsky, der Autor der Metro-Reihe, stellt einen unsicheren Protagonisten in den Vordergrund, der in einer deprimierenden russischen Gesellschaft aufwächst und lebt. Man verfolgt Iljas Leben nach der Freilassung und es lässt sich nur sagen, die Situation von Ilja tat mir leid. Er ist einsam, ein hoffnungsloser Fall und auf die Hilfe der Gesellschaft ist kein Verlass. Menschlichkeit und Empathie lassen sich nicht finden. Zwei schwere Schicksalsschläge trafen den jungen Mann, die er aufgrund seiner Haft nicht verhindern konnte. Aus diesem Grund sind die Aggression auf den Polizisten selbstverständlich nachvollzuziehen. Natürlich begeht Ilja mit der Ermordung einen großen Fehler, da er sich der Konsequenzen vorher nicht bewusst war. Sein Leben nahm eine schnelle Wendung. Mit der Mitnahme des Smartphones des Polizisten wirkt Ilja, als ob er einen Identitätsverlust durchlebt. Er steigert sich in die Situation rein und nimmt regelrecht das Leben des Polizisten ein. Verrat, Intrigen und geheime Machenschaften kommen ans Licht. Die Kommunikation zu der Mutter, der Freundin und weiteren Personen werden durch Ilja aufrecht gehalten. Und das war meiner Meinung nach eine kleine Schwäche in diesem Buch. Der Charakter von Ilja verschwand und der Fokus lag nun auf dem Polizisten Petja. Der Leser erfährt durch Chats aus dem Handy die ganze Story des korrupten Polizisten. Dadurch verschwand auch die Spannung. Teilweise bestanden einige Kapitel aus Chatverläufen, die ich recht langweilig aufnahm. Doch dann kam irgendwann die Spannung wieder. Nichtsdestotrotz finde ich, dass Dmitry ein sehr interessantes Werk kreiert hat. Glukhovsky offenbart eine triste russische Gesellschaft aus einer deprimierten Vergangenheit und einer sich entwickelnden moderne Tragödie. Sein Schreibstil war für mich schwierig. Lange in sich verschaltete Sätze erschwerten mir den Lesefluss. Auch wenn ich einzelne Schwachpunkte in diesem Buch gefunden habe, kann ich sagen das „Text“ ein sehr interessantes Buch ist, welches den Leser rühren kann. Der Autor schildert ein gutes Bild eines Protagonisten, der verzweifelt nach einem Ausweg aus der Situation sucht. Freudesgefühle hatte ich bei diesem Buch aufgrund der melancholischen Stimmung nicht, aber ich kann sagen, dass „Text“ ein Roman ist, bei dem man als Leser ein Erlebnis durchlebt, dass einen zum Nachdenken anregt.

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