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sommerlese

Posted on 17.4.2020

Oberbayern 1844: Rosalie ist eine Waise, sie hat Leukopenie und wird mit ihrer hellen Haut und den leicht rötlichen Augen von den anderen Kindern ausgegrenzt. Sie verliebt sich in Romar, der aus einem einsamen Walddorf stammt, um das sich unheimliche Gerüchte ranken. Allen Warnungen zum Trotz heiratet Rosalie Romar und folgt ihm in die merkwürdige Dorfgemeinschaft. Kurz nach ihrer Ankunft bemerkt sie schaurige Anzeichen für ein gruseliges Treiben im Dorf. Stefanie Kasper verbindet in ihrem atmosphärisch düsteren Roman die mystische Legende der Weißen Frau im Sachsenrieder Forst mit dem Dorf Haberatshofen in Bayern, welches Mitte des 19. Jahrhunderts von seinen wenigen Bewohnern unter anderem aus Wasserknappheit aufgegeben wurde. Heute erinnert ein Gedenkstein an die ehemalige Kapelle des Dorfes. Dabei bedient sie sich einer Handlung, die Fiktion mit der geheimnisvollen Geschichte mischt und erzeugt mit ihrem dichten Erzählstil eine gruselige Stimmung, die mit schlimmen Ereignissen mehr und mehr bedrohlich wird. Die Landschafts- und Stimmungsbilder haben mich tief mit in den Wald hineingenommen und die unheimliche Situation unter den Dorfbewohnern wirkten recht bedrückend und bedrohlich. Anfangs verstehe ich die Außenseiterin Rosalie, die als Nachtmensch verschrien ist und ihr Glück bei ihrem Mann Romar sucht. Aus Liebe zu ihm folgt sie ihm in dieses mysteriöse Dorf, in dem Menschen mit Handicap und wahre Sonderlinge leben. Sie hat ihnen gegenüber keine Vorbehalte und arrangiert sich damit. Als jedoch erste Anzeichen von Bedrohung auftreten, wird sie zwar misstrauisch, will aber die Wahrheit nicht erkennen. Zu glücklich ist sie mit Romar und eine Freundin hat sie ebenfalls gefunden. Hier wird die Geschichte etwas überzogen. Die tragischen Ereignisse nehmen zu und sie reagiert immer noch nicht. In der Mitte des Buches war mir eindeutig bewusst, was in diesem Dorf passiert. Damit nahm automatisch die Spannung ab, ich habe aber dennoch die unterhaltsame Geschichte wegen der wunderbar schaurigen Atmosphäre und des lebendigen Schreibstils gern weiter verfolgt. Die große Auflösung war keine Überraschung, die Gründe für die Gruseltaten sind abstrus und befremdend. Trotzdem ist dieser Roman durch die bildhafte Beschreibung von Wald, Stimmung und Geschehnissen etwas ganz Besonderes. Das verlorene Dorf enthält einen Hauch von Mystery, etwas Fantasy und auch reale Züge, die mit einem interessanten Schreibstil eine düstere Atmosphäre aufbauen. Ein unterhaltsamer Roman, für alle, die sich gern einer schaurigen Stimmung aussetzen wollen.

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