Patricia
Puh. Ja. Das war mal ein wieder etwas besserer Thriller. Die Charaktere waren halbwegs vernünftig, es gab nur wenige Klischees, die Spannung nahm stetig zu und das Ende war fulminant, hat mir so in der Art und Weise auch zugesagt. ABER. Was stimmt nicht mit dem Autor oder dem Verlag? Diese Kapitelaufteilung war scheußlich. Entweder sind Kapitel in Durchschnittslänge oder in drei Seiten aufgeteilte kurze Abschnitte, die an Stellen einen Cut machen, der überhaupt nicht nötig gewesen wäre. Und dann wird dieser Cut zwei Zeilen weiter einfach im nächsten „Kapitel“ aufgegriffen, als hätte der Autor nur mal kurz geniest. Sorry, aber diese Zwischenunterbrechungen machen die Szenen nicht spannender. Als nächstes das allseits beliebte Klischee, dass der berühmteste Ermittler überhaupt, abgebrühter Badboy und nebenbei Spezialist für Psychologie, der einzige ist, der den Durchblick hat. Garcia oder die neue Abteilungschefin sind vollkommen auf den Kopf gefallen und müssen sich von Hunter alles doppelt erklären lassen. Häh?! Wenigstens ist Garcia ab der zweiten Hälfte wesentlich fähiger als zu Beginn. Und zum krönenden Abschluss: das Vorwegnehmen der Atmosphäre eines Tatortes. Bevor irgendjemand weiß, wie und wo die Leiche drapiert bzw. gefunden wurde, wird zigmal erwähnt, wie brutal, abartig, verstörend der Anblick sei. Immer kotzt jemand, weil er/sie nicht fassen kann, zu was Menschen fähig sind. Ja, die Morde sind äußerst brutal und verstörend. Aber warum muss mir da meine eigene erste Einschätzung genommen werden? Dasselbe gilt übrigens auch für Kommentare wie „Diese Stadt geht vor die Hunde.“ - „Diese Stadt verfällt nach und nach.“ - „Die Menschen sind doch einfach nur krank.“. Bitte verschont mich damit. Das war schließlich kein Glücksbärchi, der diese Leute abgemurkst hat! Das hier war mein erster Carter und auch wenn mir die erste Hälfte so gar nicht gefallen hat, konnte die zweite umso mehr durch Nervenkitzel und Foranschreiten der Ermittlungen brillieren. Ohne Kennnisse von Band 1 hatte ich keine Probleme, der Handlung zu folgen. Trotzdem werde ich mir den ersten Carter noch reinziehen. Vielleicht gefällt mir der ja ein bisschen mehr. Falls nicht wieder diese unsinnige Kapiteleinteilung alles kaputt macht...