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thrillerleser

Posted on 17.4.2020

Vicky Seagrave ist verheiratet und Mutter der Töchter Emily und Polly. Und dann gehört zur Familie auch noch der neun Monate alte Sohn Josh. Als Vicky eines Tages den kleinen Josh alleine zu Haus lässt, wird ihr Haus von einem Einbrecher heimgesucht. Ihre Freundin Amber lügt für sie und die Frauen beteuern Vickys Mann Tom, dass sie die ganze Zeit über im Haus waren. Bald geschehen jedoch Dinge in Vickys Leben, die sie aufhorchen lassen. Denn nicht nur, dass jemand versucht einen Keil zwischen sie und ihren Mann zu treiben …auch die Freundschaft zu Amber wird beeinflusst. Wer hat es auf Vicky abgesehen? Was mit einer ganz normalen Szene in einer ganz normalen Familie beginnt, entwickelt einen unheimlichen Sog, dem ich mich nicht entziehen konnte. Unter dem Deckmantel " Freundschaft " entwickelt sich die Beziehung der Freundinnen in eine Richtung, die man als Leser zu Beginn nicht gedacht hätte. Mehr und mehr sind sie abhängig voneinander und das Sprichwort " Eine Hand wäscht die andere " bekommt plötzlich eine neue Bedeutung. Damit wird die Story unheimlich fesselnd, denn viele Interaktionen zwischen den beiden Freundinnen lassen Gefühle hoch kommen, einen nachdenklich werden und fremdschämen. Die Geschichte setzt sich aus zwei Erzählsträngen zusammen. Da ist erst einmal die Handlung um Vicky und ihr Leben im Jahr 2010. Der zweite Strang erzählt die Geschichte von Katja, die um 1992 als elfjährige Waise in eine Pflegefamilie kommt. Über die Hälfte des Buches laufen diese Stränge nebeneinander her und ich habe mich immer wieder gefragt, wo denn der Zusammenhang ist? Und dann kam der grosse Augenblick, der WOW-Moment, als es mir wie Schuppen vor die Augen fiel. Die Autorin hat das grandios gemacht! Ich muss gestehen, dass ich lange das Konzept nicht durchblickt habe. Dadurch, dass in dem Strang in der Gegenwart immer wieder Perpektivenwechsel erfolgen, erfährt man als Leser die Sichtweise von Vicky und ihrer besten Freundin Amber. Meine Erkenntnisse daraus verrate ich hier natürlich nicht. Nur so viel: Berührende, entsetzliche und gänsehautauslösende Szenen inklusive! Zu den Figuren: Vicky ist eine Mutter in Elternzeit, die von ihrem Mann Tom buchstäblich auf Händen getragen wird. Vicky hat nicht nur eine Haushaltshilfe, die bei Bedarf als Babysitterin einspringt, sondern auch ihre beste Freundin, von der sie regelrecht abhängig ist. Der ermüdende Punkt in Vickys Leben ist der kleine Josh, der sehr anstrengend ist und sie nicht schlafen lässt. Trotzdem spielt Vicky mit dem Gedanken fremdzugehen, was ich nicht so richtig verstehen konnte. Vicky war mir nicht unsympathisch, sie machte auf mich eher den Eindruck wankelmütig und sehr verwöhnt zu sein. Ihre Freundin Amber ist ganz anders. Finanzielle Probleme, mit dem Wunsch mehr als ein Kind zu haben, versucht sie immerzu sich mit ihrer Freundin zu messen. Tom, Vickys Mann, empfand ich als einer der Marke Sunnyboy, was mich mehr und mehr genervt hat. Die anderen Figuren bleiben eher blass im Hintergrund, was jedoch nicht negativ gemeint ist, sondern so sehr gut zum Plot passt. Dieser Thriller ist einer, der zu Recht das Siegel "Psychothriller " trägt. Ich denke gerade das Alltägliche, das jedem von uns passieren könnte, macht den Reiz dieses Psychothrillers aus, denn das Grauen entwickelt sich aus einer ganz normalen Familiengeschichte.

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