Profilbild von mari_liest

mari_liest

Posted on 16.4.2020

Sina ist alleinerziehende Mutter des 8-jährigen Elvis und beide leben, nach der Scheidung von ihrem Mann David, in München. Sina arbeitet in einer Werbeagentur als Assistentin und ihr Job ist sehr zeitintensiv, oftmals verlangt ihr Chef sogar am WE den Einsatz seiner Mitarbeiter*innen. Daraus resultiert, dass sie immer weniger Zeit für ihren Sohn hat, der für sein Alter noch ziemlich schüchtern und introvertiert ist. Da Elvis‘ Notendurchschnitt verbessern muss, aufgrund der Qualifikation für das Gymnasium, sucht Sina für ihn eine Nachhilfelehrerin. So trifft Elvis auf Ellen und ihren Hund. Bei Ellen blüht der Junge auf, spricht viel mit Helen, baut eine intensive Beziehung mit ihrem Hund auf. Auch mit Torsten, dem neuen Freund seiner Mutter, versteht Elvis sich gut, auch wenn er an seinem Vater, der ihn immer wieder versetzt oder vertröstet, vergöttert. Als Helen auf Elvis‘ Körper blaue Flecken sieht, nimmt die Geschichte für die gesamte Familie von Elvis eine Wendung. Martina Borger ist es gelungen, auch wenn Teile des Buches etwas langatmig waren, mit Finten und Fährten auf Probleme im Alltag hinzuweisen, und zwar mit einem imaginären, fetten Zeigefinger! Es geht um Notlügen, um Vorurteile, um die Schnelligkeit des Schubladendenkens – auch ich habe das ein oder andere Mal spekuliert im Laufe des Lesens. Und da wir oft denken, etwas gut zu meinen, bedenken wir im Vorhinein oftmals nicht, was wir damit anrichten können. Wir rechtfertigen unseren eigenen Übereifer mit dem „Gutmensch-Dasein“, ohne groß alle Fakten zu kennen. Einige Male sind mir Dinge aus den letzten Jahren eingefallen, und ich bekam hier einen Spiegel vor die Nase gehalten. Auch andere Themen wie Kommunikation und der Umgang mit Konflikten wird in dem Buch gut beschrieben. Fazit: Der Roman von Martina Borger spricht durchwegs mehrere Themen des Alltags an sowie auch Situationen, in die der eine oder andere von uns schon einmal geraten ist, an. Die Autorin hat es für mich klar geschafft auf wichtige Themen hinzuweisen und uns ab und an auch an die eigene Nase zu fassen, die Ohren besser zu spitzen und uns Zeit für Dinge zu nehmen, die uns wichtig sind. Die Geschichte hat mich sehr bewegt, auch emotional an einigen Stellen mitgenommen. Mein Highlight in dem Buch sind zwei Personen: Elvis und Ellen. Sie haben mein Herz erobert. Der Schreibstil von Martina Borger ist klar, schnörkellos und „rund“. Mit war immer alles klar, auch wenn es immer wieder Perspektivenwechsel in der Geschichte gab. Ein Buch, dass auf der einen Seite etwas Leichtigkeit verströmt, auf der anderen Seite dennoch sehr in die Tiefe geht, wenn man es zulässt. Von meiner Seite eine klare Leseempfehlung! 5/5 Sterne

zurück nach oben