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Lenislesestunden

Posted on 14.4.2020

"Das Gesetz verlangt zu viel von mir, dachte Leinen, ich kann ihn nicht verteidigen, ich kann ihn kaum ansehen. "Aber warum haben Sie ihn getötet?", fragte Leinen. Er riss sich zusammen. Collini betrachtete seine Hände. "Mit diesen Händen", sagte er. "Ja, sie haben es getan. Aber warum? Sie müssen mir sagen, warum." "Ich will nicht drüber reden."" - Der Fall Collini, S. 73 Inhalt: Ein alter Mann, vermögend, Vorsitzender einer großen Maschinenfabrik, wird von einem Mann namens Fabrizio Collini brutal getötet. Collini ist in seinem Leben zuvor nie straffällig geworden, er gesteht die Tat, äußert sich jedoch nicht zu seinem Motiv. Für den Rechtsanwalt Caspar Leinen ist es sein erster großer Fall, er übernimmt die Pflichtverteidigung Collinis, zunächst ohne zu wissen, dass der Tote der Großvater seines verstorbenen besten Freundes war. Je tiefer er gräbt, desto näher kommt er dem Grund für den scheinbar willkürlichen Mord, der tief in der Vergangenheit zu finden ist. Meine Meinung: Dies war mein erstes Buch von Ferdinand von Schirach und ich muss sagen - ich kann die Begeisterung jetzt absolut nachvollziehen. In außergewöhnlich klarer, nüchterner Sprache wird hier Schicht um Schicht eine einprägsame Geschichte erzählt, die in einem Skandal der deutschen Justizgeschichte mündet und fassungslos macht. Obwohl ich bereits die Verfilmung von "Der Fall Collini" gesehen habe, konnte mich das Buch völlig in seinen Bann ziehen. Außergewöhnlich fand ich, dass man als Leser*in nach und nach alle Fakten und Hintergründe erfährt, die moralischen Schlussfolgerungen jedoch nicht offensichtlich gezogen werden - "Der Fall Collini" hallt nach und lässt offene Fragen zurück, über die man sich als Leser*in noch viele Gedanken machen kann.

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