gletscherwoelfchen
Wie gehe ich mit Narzissten um und biete ihnen am besten die Stirn? Was steckt überhaupt hinter diesen Menschen? Und kann ein gesunder Narzissmus vielleicht sogar hilfreich sein? Diesen Fragen und noch vielen mehr stellt sich der Autor Dr. Pablo Hagemeyer auf 256 Seiten. Gemischt mit theoretischen wie auch praktischen Hinweisen, Tipps und Erklärungen sowie einigen Auszügen aus dem Leben des Autors - denn dieser ist selbst ein Narzisst und hat noch dazu auch auf beruflicher Ebene viel mit ihnen zu tun - wird der Leser in dieses Thema eingeleitet. Ich war auf Grund des doch sehr provokativen Titels zunächst ein wenig skeptisch. Hinzu kam das mindestens ebenso provokante Cover: Der Autor mit selbstbewusster Haltung und herausforderndem Blick in die Kamera. Letztendlich muss ich sagen, dass beides hervorragend zum Buch und seinem Inhalt passt. Es macht genau richtig auf sich aufmerksam und den Leser neugierig auf mehr. Bezüglich des Schreibstils des Autors ging es mir ganz ähnlich. Er war recht locker, ein wenig selbstironisch und gut verständlich. Ich war mir zunächst ein wenig unsicher, ob diese Mischung einem Sachbuch dieser Art gerecht wird. Im Nachhinein bin ich mir sicher, dass es funktionieren kann. Die Kombination aus Sachbuch und Roman finde ich sehr interessant gewählt. Ich bin der Meinung, dass genau das dieses Buch zu etwas Besonderem macht. Anders als bei anderen Sachbüchern konnte mich hier jede einzelne Seite fesseln, nachdenklich stimmen und zum sofortigen Weiterlesen animieren. Vom Inhalt an sich war ich ebenso begeistert. Durch anschauliche und extreme Beispiele anhand des fiktiven Ehepaares Tom und Tina schildert Hagemeyer die Auswirkungen des Narzissmus äußerst interessant und gut verständlich. Hinzu kommen kleinere Anekdoten und Erzählungen aus seinem eigenen Leben. Diese finde ich besonders gelungen. Wo kann man schließlich mehr lernen, als direkt aus erster Hand bei einem entlarvten Narzissten selbst? Ich muss allerdings zugeben, dass mich die Einwürfe Hagemeyers Frau Carlotta oftmals ein wenig aus dem Konzept gebracht haben. Ihre Kommentare zu einzelnen Passagen kommen definitiv nicht zu kurz, haben für mich aber nicht unbedingt Sinn gemacht und gebraucht hätte ich sie keinesfalls. Des Weiteren hatte ich - gerade zu Beginn des Buches - einige Probleme mit den theoretischeren Passagen. Einiges wirkte mir zu vereinfacht und abgedroschen. Im Laufe des Lesens habe ich mich aber daran gewöhnt, sodass es mich gegen Ende des Buches nicht mehr gestört hat. Nichtsdestotrotz bin ich positiv überrascht von dieser Lektüre gewesen. Die Fusion aus Sachbuch und Romancharakter machte sie zu einem ganz besonderem, spannendem und lehrreichem Erlebnis, an dem vor allem "Narzissmus-Anfänger" Gefallen finden sollten 4,5/5 Sterne