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sursulapitschi

Posted on 13.4.2020

Bei diesem Buch besteht eine arge Diskrepanz zwischen Erzählweise und Erzähltem. Der Stil von Vicky Baum ist zum Niederknien, die Protagonistin dieses Dramas dagegen ist ein wandelndes Klischee, das personifizierte Böse, eine Femme fatale, deren Lebensgeschichte hier ausgerollt wird. Ann Ambrose war schon immer zart wie ein Reh, elfengleich schön und höchst sensibel und hat schon als Kind diese Eigenschaften als Waffen eingesetzt, um zu erreichen was sie wollte. Im hohen Alter ist sie eine Grande Dame und Meisterin der Manipulation, die ihre Tochter schikaniert, die eigentlich ihre Nichte ist. Nach und nach erfährt man, wie es dazu kam und landet mitten in der schönsten Seifenoper. Anfangs war ich sehr beeindruckt von diesem wunderbaren Text, den maliziösen Seitenhieben und der feinen Ironie, mit der er geschrieben ist. Das ist großes Kino. Und anfangs ist auch das Rätsel um diese beiden Frauen sehr spannend, bis man dann merkt, es ist eigentlich gar kein Rätsel. Diese Frau ist einfach böse, schlimm für ihre Tochter und jeden, der mit ihr zu tun hatte, aber durchsichtig wie jede egozentrische Diva und genau so uninteressant. Es bietet einen leicht gruseligen Thrill zu erfahren, was sie alles getan hat, aber irgendwann wird es einfach zu viel. Da geht jemand über Leichen, bekommt was er will und lernt nichts dazu, das ist vielleicht ungewöhnlich, aber nicht besonders interessant. Nach etwa der Hälfte des Buches hat mich nur noch der tolle Stil bei der Stange gehalten, aber immerhin tut er das. Das schön gelesene Hörbuch ist auch durchaus hörenswert, ändert aber nichts an der Geschichte. „Vor Rehen wird gewarnt“ ist vermutlich zu Recht ein eher unbekanntes Werk einer genialen Autorin und sollte das wohl auch bleiben. Lest was anderes, sie hat genug geschrieben.

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