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fernwehwelten

Posted on 12.4.2020

Clover sehnt sich nach Antworten, traut sich aber nicht, Fragen zu stellen. Sie möchte keine Grenze überschreiten. Erst Recht nicht diese Grenze, denn auch wenn dahinter Erinnerungen an ihre verstorbene Mutter lauern, so scheut sie vor der Mimik ihres Vaters, wenn sie sich ihr nähert. Also beschließt Clover, die Antworten selbst zu finden und das ehemalige Schlafzimmer ihrer Eltern in ein Museum zu verwandeln. Jedoch kann nur ihr Vater die gefundenen Bruchstücke zur Wahrheit eines vergangenen Lebens formen. In „Das Zimmer der verlorenen Träume“ begegnete ich Clover und ihrem Vater nicht nur: Ich tauchte in ihre Geschichten ein. Der detaillierte Schreibstil malte Bilder in meinen Kopf, die mich direkt am Leben der kleinen Familie teilhaben ließen. Ich verschwand von Kopf bis Fuß in der zugleich gemütlichen und heimeligen wie auch traurigen Geschichte. Hier begegnet man Liebe und Freundschaft, Ängste und Zweifeln. Einem Mädchen, das träumt, und einem Vater, der es verlernt hat. Da die Erzählperspektive nicht nur zwischen Clover und ihrem Vater sondern auch zwischen Erinnerungen und der Gegenwart wechselt, erleben wir sowohl Protagonisten als auch Nebencharaktere in unterschiedlichen Phasen und lernen sie umso besser kennen. Es wird von dem Gefühl berichtet, einsam zu sein, obwohl man nicht alleine ist. Von Problemen, gegen die zu kämpfen eine Kraft erfordert, die man selbst nicht aufbringen kann – und von der Tatsache, dass Hilfe manchmal näher ist, als man denkt, wenn man sie zulassen kann. Für mich erzählt dieses Buch eine tiefgreifende und emotionale Geschichte, die mehr Handlung gebraucht hätte. Aber vielleicht ist es schlichtweg nicht dafür gedacht. Vielleicht soll es so sein, wie es ist: Ein wenig langsam, aber die Welt einer ganzen Familie beinhaltend. Ich glaube, dass viele Menschen große Freude an diesem Buch haben können, wenn sie sich und der Geschichte Zeit geben. Bei mir hat die nur seichte Spannungskurve leider die Lesefreude gehemmt, weshalb ich auf „nur“ 3,5 Sterne komme – was immer noch gut ist.

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