Josie
Gleich vorab, der Hauptanteil der Geschichten im Buch ist gut geschrieben. Aber, m.E. überwiegen die Negativen Töne, werden die Abgründe der Märchen zu sehr betont - und, das Krümelchen Hoffnung und das Gute in diesen Märchen hier eliminiert. Ich liebe Märchen. Gerade weil sie meist an das Gute glauben, wenn man richtig handelt bzw. ein guter Mensch ist. Als Erwachsener sieht man Märchen mit anderen Augen, die Doppeldeutigkeiten, die möglichen Geschichten dahinter. Trotzdem, sie sind Hoffnung. Wenn mich im Nachhinein Geschichten noch mit Albträumen quälen, halte ich nichts von Ihnen. -Rot wie Schnee- Irgendwie ist hier Alles von Anfang an surreal. Schwülstige Atmosphäre, unklare Abfolge, zeitliche Logik und Handlungsweise der Charaktere nicht ganz schlüssig. Das Ende ohne Drama, aber es wird zuwenig der Story dazu erschaffen. Und irgendwie steckt man immer noch im Albtraum, oder doch nicht? Wie der Kreisel bei Inception... -Der Preis- Der Tenor ist hier so klar und emotionslos erzählt - merkwürdig, denn dennoch ist diese Rumpelstiltzchen-Adaption die liebevollste Geschichte der ganzen Anthologie. Sehr schöne Idee. -Goldregen und Weihrauch- Schwarzhumorig böses Ende von Rapunzels Agieren, allerdings viel mir das Lesen einer Geschichte schwer, welche auf der ersten Seite über 20x eine Form des Verbes "hat" formuliert. Insgesamt leichte Frustration nach dieser Story. -Das Aschenputtel-Vermächtnis- Danke, diese Geschichte ist ein sehr menschliches Märchen mit praktischem Humor. Aschenputtel wäre stolz darauf ;). -Der Jäger- hat für mich ein riesiges logisches Leck; der Rückschluß am Ende, passt nicht zu den Worten davor. Wenn meine Interpretation stimmt, so ist es ekelhaft schlimm, die Entscheidung des Jägers in seine Welt als liebender Vater einzubinden. Ja, jedem Autoren seine Phantasie. Aber hier ist es wieder diese absolute Hoffnungslosigkeit, die mich frustriert, und welche ich persönlich nicht mit Märchen verbinde. -Der düsteren Stunden Glanz- Halo Summers Geschichten liebe ich. Dennoch ist diese Story sehr düster. Nur muss ich dieser Story lassen, hier ist Hoffnung, sowie die Kräfte von Gut und Böse im Gleichgewicht. Eine wahre Kunst! -Träume aus Glas und Stein- Irgendwie verwirrend, ich musste an Werbefilme denken. Etwas Bedrohliches scheint im Hintergrund zu lauern, aber irgendwie kommt die Story nicht zum Laufen. Und zum Schluss ist es die Grundlage einer bösen Märchenfigur...nicht meins. -Schwestern der Hecke- Es ist keine Dornröschen-Version, sondern greift das Umfeld des Märchens auf. Nämlich die Pflege der Männer, welche sich in der Dornenhecke verfangen und nicht befreit werden können. Unglaublich schmerzhaft und mitleidend zu lesen, wieder eine so herunterziehende Story. Die Hauptprotagonistin sieht die Hecke in neuem Licht, ist aber selbst aus gutem Grund voller Leid, soviel Schmerz. Wenigstens gibt es am Ende einen kleinen Funken Hoffnung. -Der Grimmfluch- ich mag Allerleihrauh. Die Story beginnt bekannt. Danach verliert sich der Rote Faden derart, dass man weder Oben noch Unten unterscheiden kann, geschweige denn die ursprüngliche Geschichte. -Wie man Zauberspiegel baut- Ich HASSE diese Story, weil diese mir seelischen Brechreiz bereitet. Bis auf einen Charakter, sind hier alle Personen "rotten to the core", bitterböse, egoistisch und/oder abgründig bis ins Mark. Das wunderschöne Setting in Murano ist wie Zuckerguß auf verbrannter Erde. Mir schwante beim Wort "Herzblut" schon nichts Gutes... Das Ende lässt keinerlei Hoffnung, der einzige unschuldige Charakter vergeht in den kranken Willensfolgen der anderen. Märchen können doch so viel Schlechtes korrigieren. Lieber Autor, das Opfer hat m.E. dieses Ende nicht verdient. Auch die vermutlich anderen Opfer nicht. Falls möglich, Schreiben Sie eine Geschichte, um diesen Unschuldigen irgendwie noch etwas Recht und Magie zukommen zu lassen. Und den anderen eine ausgesprochene Strafe. Nur so stark wie die Füße, die uns tragen - Gott sei Dank, Humor! Pragmatisch, lustig und kurz. Trotzdem ein Märchen:). Weitere Geschichten habe ich bisher einfach nicht geschafft, zu sehr hängen mir gewisse Jäger und Zauberspiegel nach. Gerne schreibe ich eine weitere Rezension, wenn ich die restlichen Stories noch lesen sollte. Inzwischen eine Warnung an alle, welche Geschichten lesen möchten ohne albtraumhaften Nachgeschmack.