wandanoir
Kurzmeinung: Derb, direkt - fast plump - und doch leider auch SO NÖTIG. Um es gleich vorweg zu sagen, "Der größte Kapitän aller Zeiten" ist nicht Dave Eggers bestes Buch. Aber man kann ihn verstehen! Man kann verstehen, warum er dieses kleine Büchlein schrieb. Die lustigen Zeichnungen darin haben mir besonders gefallen. Wie der größte Kapitän aller Zeiten sein Schiff sozusagen ohne weitere Umstände schnurstracks an die Wand fährt, ist so offensichtlich, dass man sich wundert, warum die Mitfahrer und Mitgefährten dies nicht sehen und den Kapitän nicht an seinem Treiben hindern. Dieser Umstand ist sogar das größte Ärgernis. Man kann Dave Eggers darin verstehen, dass er eine bitterböse Satire, Parabel (whatsoever) auf die Regierungsschlingerfahrt seines Landes geschrieben hat. Er ist so angepisst und wütend auf seinen Kapitän, dass er nicht viel verschleiert. Mühelos erkannt man, was und wer gemeint ist, der „gemeine US-Bürger“ noch mehr als wir Bürger im Ausland, denen vielleicht einmal eine Feinheit entgehen mag. Fazit: Die Parabel ist böse, direkt und leider auch ein bisschen plump. Dave Eggers benutzt die Holzhammermethode. Ja, sie strotzt nicht gerade vor geistreichem Input – aber die Botschaft kommt an. Hofft man. Denkt man. Muss doch!!! Oder doch nicht? Wie viel Direktheit und Plumpheit ist noch nötig, bevor der Kapitän daran gehindert wird, die ganze Welt in den Untergang zu reißen? Das fragt man sich allen Ernstes. Kategorie: Satire Verlag, Kiepenheuer & Witsch, 2020