Josie
Sogenannten Shiftern, ganz weit zusammengefasst Menschen, die sich in Tiere verwandeln können, stand ich immer recht kritisch gegenüber, weil es mir von den Klappentexten ausgehend schien, dass jede Geschichte aus diesem Subgenre der anderen gleicht. Da mir die vorherigen Werke der Autorin jedoch sehr gut gefielen, habe ich doch mehr als einen Blick in Blue Scales gewagt. Gleich in der ersten Szene wird angekündigt, dass es für die Protagonistin Chris hier keine Liebesgeschichte geben wird und diese Vorhersage bewahrheitet sich auch. Stattdessen erwartet den Leser eine Geschichte über Familienbande, alte Rechnungen und Intrigen, in der Chris der Spielball von zu vielen Leuten ist, als dass ich mit ihr tauschen wollen würde. Dabei fängt die Handlung sehr harmlos an, doch schon an diesem Punkt kommen diverse Dinge seltsam vor und ehe man sich versieht, wird man gefesselt. Die ganzen Ereignisse münden schließlich in ein Fiasko, das nur vom nächsten übertroffen wird. Trotzdem sind die Konflikte in der Handlung keine, die den gesamten Weltfrieden bedrohen, was schon allein sehr angenehm zu lesen. Zwar war der Schluss etwas zu plötzlich und ich selbst hätte gerne zumindest ein wenig mehr über die Fähigkeiten der Protagonistin erfahren, zumindest einen kleinen Ansatz, aber das ist Meckern auf hohem Niveau. Die Charaktere machen einen großen Teil des Lesespaßes aus. Verhältnismäßig werden zwar viele Charaktere eingeführt, aber man kommt nicht durcheinander. Jede Figur besitzt ihre distinktiven Charakterzüge und ist nicht verwechselbar. Diese Eigenschaften machen selbst Randfiguren zu einem besonderen Erlebnis und für jeden Typ Mensch ist bei diesem Repertoire auch etwas dabei. Das Setting selbst, die Stadt Poschovar, erwacht durch passende Beschreibungen förmlich zum Leben, wie eine eigene Figur. Magie, Formwandler und der ganz normale Alltag unserer eigenen Zivilisation vermischen sich zu einer wunderbaren Mischung, die nicht mehr so leicht loslässt.