nina 🌸
Eine Geschichte mit einer tollen Grundidee, deren Potenzial leider nicht voll ausgeschöpft wurde. Zur Geschichte: Den Einstieg in die Geschichte fand ich sehr stark. Ich habe mich bereits auf der ersten Seite in den Schreibstil der Autorin verliebt und das passiert mir wirklich selten. Ich kann gar nicht genau in Worte fassen, was mich so begeistert, aber ich liebe ihre Wortwahl, ihre Beschreibungen und einfach ihre Art zu schreiben. Relativ zu Beginn des Buches gibt es auch eine mysteriöse Begegnung, die meine Neugierde geweckt und Spannung aufgebaut hat. Die Atmosphäre der Geschichte ist düster, geheimnisvoll und einnehmend. Mir gefallen sowohl die Grundidee als auch das Setting sehr gut. Schule und Wald wirken atmosphärisch und mysteriös. Diese dunkle Stimmung wird literarisch sehr gut eingefangen. Leider hat meine anfängliche Euphorie dann stark nachgelassen. Der Klappentext klingt vielversprechend, spannend und aufregend und die Grundidee ist auch ohne jede Frage toll und wahnsinnig interessant, aber an der Umsetzung hapert es in meinen Augen leider ziemlich. Die Geschichte weist viele Längen und dafür nur wenig Spannung und Nervenkitzel auf. Sie plätschert so dahin und zieht sich teilweise ziemlich hin. Es passiert nicht wirklich etwas und auf die große (schockierende) Auflösung habe ich auch vergeblich gewartet. Es gibt kein großes Finale, keinen nervenaufreibenden Showdown, auf den alle Spannung zuläuft. Aufgrund seiner großen Schriftart liest sich das Buch trotz seiner 400 Seiten Umfang relativ schnell weg, aber teilweise musste ich mich wirklich dazu zwingen weiterzulesen, weil mich die Geschichte zeitweise wirklich gelangweilt hat und mich der Fortgang der Handlung kaum interessiert hat. Der Spannungsbogen wurde einfach nicht gut gespannt. Dem Buch mangelt es stark an Spannung, Dynamik und Tempo. Es gibt kaum Überraschungsmomente und der Handlungsverlauf ist ziemlich vorhersehbar und nur wenig packend. Die meiste Zeit über ist es nahezu langweilig und der fantastische Aspekt kommt meiner Meinung nach auch zu kurz. Es ist auch einfach kein roter Faden erkennbar. Auf mich wirkt die Geschichte unstrukturiert und ein bisschen planlos. Mit dem Ende bin ich leider auch überhaupt nicht zufrieden. Ich dachte zunächst, dass es sich hierbei um einen Einteiler handeln würde, was für mich eine willkommene Abwechslung gewesen wäre, aber nach diesem Finale glaube ich eher an eine Reihe (auch wenn ich bis jetzt noch keine Informationen zu einer möglichen Fortsetzung gefunden habe). Das Buch endet sehr abrupt und quasi mitten im Geschehen. Allerdings wirkt es dabei nicht wie ein typischer Cliffhanger, sondern einfach wie eine Schreibpause, die dauerhaft anhält. Die Geschichte endet wirklich sehr ungelenk mitten in einer Szene. Wenn es einen zweiten Teil gibt, werde ich diesen aber auf jeden Fall lesen, denn trotz all meiner Kritik glaube ich an diese Welt. Sie hat definitiv Potenzial! Das Cover finde ich wunderschön. Ich liebe die Gestaltung und die Farben. Ich muss an dieser Stelle auch gestehen, dass dieses Buch ein Coverkauf war. Zu den Charakteren: Die Geschichte wird aus Lenora's Sicht in der ersten Person Singular erzählt. Leider konnte ich mich mit der Protagonistin bis zum Ende überhaupt nicht identifizieren. Ich habe mich ihr einfach nicht nah gefühlt und konnte mich auch dementsprechend schlecht in sie hineinversetzen und einfühlen. Trotz ihrer schweren Vergangenheit empfand ich ihr gegenüber kaum Empathie und konnte nicht mit ihr leiden. Ihre Vergangenheit wird übrigens nur sehr geringfügig thematisiert. Man erfährt als Leser/in nie, was genau nun passiert ist und das Ganze wird mehr oder weniger unter den Teppich gekehrt. In meinen Augen darf man aber mit derartig ernsten und hochsensiblen Themen so nicht umgehen. Sie müssen mit viel Feingefühl ausdifferenziert dargelegt werden, sonst wird ihre Bedeutung doch irgendwie heruntergespielt. Weiterhin hätte diese Thematik der Geschichte Tiefe und Ernsthaftigkeit verleihen können, wenn es schon an Spannung, Fantasy und Gefühl mangelt. Generell fand ich Lenora's familiäre Situation sehr verwirrend. Ich habe bis zum Ende nicht ganz durchgeblickt und Vieles erschien mir widersprüchlich. Allerdings muss ich auch zugeben, dass ich zwischenzeitlich etwas unaufmerksam gelesen habe, weil mich die Geschehnisse einfach nicht packen konnten. Dementsprechend kann es gut sein, dass mir dadurch etwas entgangen ist. Lenora ist für mich eine sehr flatterhafte und widersprüchliche Person. Ihre Gefühlswelt ist unklar und ich konnte ihr Denken und Handeln oft nicht nachvollziehen. Ich habe einfach nicht das Gefühl, begriffen zu haben, wie sie tickt. Sie blieb mir bis zum Ende irgendwie fremd. Lenora ist sehr unsicher und kompensiert dieses fehlende Selbstbewusstsein mit Wut. Sie ist aufbrausend und immerzu wütend, was sie zu einer äußerst nervigen Protagonistin macht. Weiterhin handelt und verhält sie sich oft noch sehr naiv und nicht wirklich ihrem Alter entsprechend. Kilian scheint mir immer noch ein Unbekannter zu sein. Man erfährt viel zu wenig über ihn und seine Motive. Ich habe nicht das Gefühl, ihn zu kennen. Gerade sein inakzeptables Verhalten gegenüber Lenora zu Beginn der Geschichte wird mir nicht ausreichend schlüssig erklärt. Rein theoretisch erfährt man schließlich, wieso er so gehandelt hat, aber dennoch kommt mir sein Verhalten im Nachhinein überzogen und unpassend vor. Das war ja keine bloße Abneigung oder Angst mehr, sondern reiner Hass. Kilian ist ein ebenso widersprüchlicher Charakter wie Lenora und war mir von Anfang bis Ende unsympathisch. Für die Liebesgeschichte konnte ich mich ebenfalls nicht erwärmen, was natürlich überwiegend an meiner Abneigung gegenüber den Protagonisten lag, aber mir fehlte es auch einfach stark an (nachvollziehbaren) Emotionen, Details und Erklärungen. Der Geschichte mangelt es an Gefühl und die Charaktere handeln und verhalten sich einfach unlogisch. Es gibt viele Unstimmigkeiten, wodurch die Liebesgeschichte auf mich weder glaubwürdig noch authentisch gewirkt hat. Die Charaktere bleiben insgesamt relativ blass und farblos und sind in meinen Augen einfach nur widersprüchlich. Die Figuren erscheinen mir weder realitätsnah noch lebendig. Allerdings mochte ich Lenora's Großmutter Sophie recht gerne. Sie wird liebenswert und sympathisch beschrieben. Zum Schreibstil: Der Schreibstil hat in meinen Augen leider auch nachgelassen. Zu Beginn ist er einnehmend und verzaubert seine Leser/innen. Kate S. Stark beschreibt die Atmosphäre und Kulisse sehr schön und nahezu poetisch, was mich wirklich begeistern konnte. Alles wirkt geheimnisvoll und mysteriös. Aber je träger die Handlung wird, desto einfacher und weniger magisch gestaltet sich auch die Sprache. Allerdings lässt sich das Buch von Anfang bis Ende leicht und flüssig lesen. Gerade zu Beginn beschreibt die Autorin sehr detailliert und bildlich, sodass man sich alles gut vorstellen kann und in einer fremden Welt versinkt. Fazit: Leider hat mich dieses Buch nach seinem vielversprechenden Klappentext sehr enttäuscht. Grundidee und Setting sind interessant und faszinierend und haben definitiv Potenzial, aber die Umsetzung weist einige Schwächen auf. Dem Buch mangelt es stark an Spannung, Energie und Dynamik. Die meiste Zeit über zieht sich die Geschichte unnötig hin und ist nur wenig fesselnd. Emotionen kommen in meinen Augen auch nur geringfügig rüber und die Charaktere sind blass und widersprüchlich. Ich konnte mich weder in sie hineinversetzen noch ihre Denkweise und ihr Verhalten nachvollziehen. Der Schreibstil reißt es für mich zwar etwas raus, aber weiterempfehlen würde ich das Buch trotzdem nicht, so leid es mir auch tut. Ich hoffe, dass die Autorin das Potenzial der Geschichte im zweiten Band mehr ausschöpfen wird. Ich vergebe gut gemeinte 2,5/ 5 Sterne ⭐️