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„Sie hatte ihr gebrochenes Herz in dieses Café eingebracht, ihre Träume, ihren Kummer und Schmerz, bis die Wände voller Erinnerungen und voller Hoffnung gewesen waren. […] Das Café war ihr Anker geworden und jetzt wollte Ian ihr das wegnehmen. Er wollte es auslöschen.“ S. 176 In „Das kleine Café im Herzen der Stadt“ geht es um Robin, die beste Freundin von Bethany, deren Schicksal ich bereits in „Unter samtweichem Himmel“ mitverfolgen konnte. Ich möchte euch SEHR ans Herz legen, diese Reihenfolge einzuhalten, denn die Tragödie, die Robin im ersten Band durchmachen musste, hat mich schon da zutiefst berührt und das Wissen darum gibt dem zweiten Band umso mehr Tiefe. Zwar wird alles zwischendurch erläutert, aber die Dramatik bekommt mehr Facetten durch Band eins. Es sind mittlerweile um die drei Jahre vergangen und Robin ist den Herausforderungen, die das Leben einer alleinerziehenden Mutter, die zudem ein Café zu führen hat, kaum gewachsen. Zumal die wirtschaftliche Lage sich in der Kleinstadt Peaks in den letzten Jahren verschlechtert hat. Ihr Leben wird chaotischer und turbulenter, als plötzlich der Bürgermeister mit Ian McKay im Schlepptau von seinen Plänen für Peaks spricht: Die Laden- und Geschäftszeile der Stadt soll einer Wohnstadt weichen – und somit auch Robins Café. Robin fällt aus allen Wolken, ihr Lebenstraum droht zu zerbrechen. Sie kann das Café nicht aufgeben – zu viel Herzblut, Erinnerungen und Träume hängen für sie daran. Allerdings hängen an der Wohnstadt Hoffnungen, dass es in Peaks wirtschaftlich wieder aufwärts gehen könnte und wie kann sie sich dem entgegenstellen? Aber auch Ian hat Gründe, die ihn dazu treiben, mit viel Ehrgeiz diesen Wohnungsbau voranzutreiben. Das einzige Hindernis ist Robin, die nicht loslassen will. Mit jeder Begegnung zwischen den beiden kriselt es mehr und ich verrate hoffentlich nicht zu viel, dass es nicht bei diesen Gefühlen bleibt. Robin bringt Ian in eine Zwickmühle und ich fand es ziemlich spannend und lange Zeit nicht vorhersehbar, wie sie sich entscheiden und sich die Lage um das Café entwickeln würde. Welche Gefühle, welchen Schmerz Robin und auch Ian mit sich herumtragen, erfährt man im Laufe der Zeit. Robins Vergangenheit ist von Anfang an kein Geheimnis, aber die von Ian wird erst nach und nach preisgegeben. Für beide verlief das Leben nicht „nach Plan“, was das Treffen von Entscheidungen noch mehr erschwert. Ich konnte mich richtig gut in ihre Lage versetzen, denn Entscheidungen zu treffen fällt mir meistens ebenfalls ziemlich schwer. Katie Gansherts teils humorvoller, leichter und zugleich gefühlvoller Schreibstil erleichterten mir das Eintauchen in die Handlung. Ich mochte die kurzen Beschreibungen kleiner Alltagsszenen, die Herzenswärme ausstrahlen. Wie bspw. dass der Atem von Robins kleinem Sohn nach Hotdog und Ketchup riecht oder: „Caleb stand unter einem großen Baum, die hechelnden Hunde rechts und links von ihm wie zwei pelzige Buchstützen.“ (S. 355) Kreativ und wirkungsvoll. :) Interessant ist, dass die Erzählperspektiven wechseln (wie in Band 1) – ab und zu gibt es eingestreute, kurze Kapitel in Robins Ich-Perspektive, ansonsten wechseln die Perspektiven zwischen denen von Ian, Robin und Amanda. Erinnert ein wenig an Denise Hunters Romane, jedoch wesentlich ausgereifter und den Fokus nicht zu stark auf die Liebesgeschichte gerichtet. Ein tiefgreifender Roman über Gottes Gnade, Vergangenheitsbewältigung und das Loslassen. Hat mir einige Gänsehautmomente bereitet und mich von Anfang bis Ende gefesselt. Davon könnte ich noch mehr lesen!