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stricki

Posted on 12.4.2020

Gehirnwichserei Abgedreht! Für mich bis jetzt das verrückteste Buch von Juli Zeh, und leider auch das schwächste. So viele Hochbegabte auf einmal war auf Strecke dann doch echt anstrengend. Und unglaubwürdig. Ada ist eine spannende Hauptfigur, und auch ihr erster Freund Olaf passte prima dazu. Außenseiter, mit denen die normalbegabten Teenager mit durchschnittlichen Interessen nichts vernünftiges anfangen können. Der Arroganz von Ada begegnen sie mit Aggression. Olaf hält sich mehr im Hintergrund und es stellt sich die Frage, wer hier schlauer ist ... Ein neuer Schüler betritt die Bühne. Alev. Neben messerscharfem Verstand auch noch mit grandiosem Charme und Charisma ausgestattet. Ada und er werfen sich die Bälle zu, dadurch verdienen sie sich den Respekt und die Hochachtung von Lehrer Höfi, ebenfalls ein reger Geist, der gern in höheren Sphären schwebt. Lehrer Smutek ist mehr von Adas sportlichen Ambitionen und ihrer körperlichen Konstitution begeistert. Man kann nicht anders, wenn man über dieses Buch schreibt, wird die Sprache verschwurbelt. Weil das Buch so ist. Sprachlich ein Hochgenuss, der immer wieder übers Ziel hinaus schießt, intellektuell. Und ich habe da durchaus auch ein Händchen und eine Vorliebe für. Schon mal was von Spieltheorie und Gefangenendilemma gehört? Selbstverständlich! Ok, wir befinden uns auf einem Gymnasium mit angeschlossenem Internat. Ada und Alev sind beide neu und anders als andere Kinder. Spieltrieb beschäftigt sich viel mit Moral, Gefühle, die Abwesenheit von Gefühlen, Macht und Obsession. Sexualität spielt auch eine große Rolle, aber weniger in Zusammenhang mit Liebe als mit Zweck und Nutzen. Alev betrachtet sich als Gott, Teufel, Richter und Henker. Welten-Lenker? Jedenfalls ist Ada lange sein williges Werkzeug und die beiden treiben böse Spiele. Mit Lehrer Smutek. Und egal was passiert, Alev versucht die Oberhand zu behalten, er bewertet jeden Spielzug, jede Aktion als von ihm geplant, manipuliert, vorbereitet. Im Grunde eine ganz arme Wurst, dieses gelangweilte Reichenkind. Allerdings übertreibt Juli Zeh hier, Alev ist für mich keine sehr realistische Gestalt. "Nullzeit" hat mir besser gefallen. Aber vielleicht kenne ich diese Generation auch viel zu wenig und gehöre hier vom Alter eher zur Generation der Lehrer, deren Werte ich besser nachvollziehen kann.

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