sommerlese
In diesem Buch wird von einer ganz ungewöhnlichen Freundschaft erzählt. Sentaro ist ein junger japanischer Mann, dessen großer Traum, Schriftsteller zu werden sich leider nicht erfüllt hat. Er landete im Gefängnis und arbeitet seine Schulden in einem Imbiss ab. Dort backt er Dorayakis, kleine mit An (Bohnenmus) gefüllte Pfannkuchen. Das Geschäft läuft mehr schlecht als recht. Doch eines Tages bietet ihm die alte Tokue ihre Hilfe an. Sie kocht das allerfeinste An und zeigt Senturo die Besonderheiten bei der Herstellung. Sie hat aufgrund einer Krankheit in ihrer Jugend deformierte Finger und auch ihr Alter spricht gegen eine Beschäftigung. Als der Laden durch das ausgezeichnete An gut läuft, kommt auch die Schülerin Wakana, die aus schwierigen familiären Verhältnissen stammt, mit den Beiden vom Imbiss an. Es beginnt eine außergewöhnliche Freundschaft über alle Altersklassen hinweg. "Im Leben eines Menschen gibt es nie nur eine Farbe. Die Schattierungen können sich jederzeit ändern. Eigentlich ist das ganze Leben ein andauerndes Farbenspiel. Ich weiß das, weil ich bereits am Ende dieses Spiels angelangt bin." Seite 171 Dieses Büchlein ist ganz wunderbar und berührend geschrieben. Wie hier Menschen in Freundschaft zueinander finden, ist ganz bezaubernd erzählt. Die Handlung ist eigentlich recht einfach. Sentaro bekommt Hilfe von einer alten, von ihrer überstandenen Lepraerkrankung gezeichneten Frau und hält zu ihr. Es entsteht eine altersübergreifende Freundschaft, die auch vor Ausgegrenzten nicht halt macht. Aber die Art der Erzählung und der tiefere Sinn zwischen den Zeilen machen diesen Roman so interessant und berührend. Es sind die leisen Töne und lang nachwirkenden Sätze, die auch die typisch japanische Art der Menschen zeigen. Es ist die Achtung vor dem Alter, die besondere Höflichkeit und der Respekt, der sich auch daran zeigt, dass man sein Gegenüber nicht ausfragt. Es gibt aber auch Vorurteile gegen Krankheiten, denen die Menschen mit Angst begegnen. Die Hansen Krankheit, wie Lepra heutzutage genannt wird, ist inzwischen medizinisch behandelbar. Im Roman ist in ergreifender Weise dargestellt, wie Erkrankte in Sanatorien weggeschlossen wurden und wie damit der Kontakt zu ihren Familien abgebrochen ist. Welches Herzeleid den Kranken damit zusätzlich zugemutet wurde, ist nur annährerd zu erahnen. Der Schreibstil ist leicht und von einer melancholischen Ruhe. Das Besondere sind die berührenden Phrasen in Form von Meinungen und Gedanken der Figuren. Sie sind die entscheidenden Sinnträger des Romanes. Sie wecken Gefühle und Stimmungen, denen man sich kaum entziehen kann. Es ist ein lesenswertes, ergreifendes Buch, dass besondere tragische Schicksale aufzeigt. Es verdeutlicht, wie man sich an den kleinen Dingen des Lebens erfreuen und daran neue Hoffnungen aufbauen kann. So kann eine Leere im Leben gefüllt werden und gerade der Natur mit ihren wunderschönen Kirschblüten kommt hier eine Sonderrolle zu. Meine Botschaft aus diesem Roman zeigt sich in diesem Zitat: "Ganz gleich, wovon wir träumen, irgendwann finden wir das Erträumte." S. 171 Ein Buch, das mit leisen Tönen agiert und noch lange nachhallt. Wo ein Mensch Vertrauen schenkt, gibt es auch Hoffnung.