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seehase1977

Posted on 10.4.2020

Schwarz, sehr schwarz, nein, tiefschwarzer Krimi In einem österreichischen Provinznest namens Friedberg leben Ende der 90er Jahre der Andi und der Fipsi. Die beiden sind beste Freunde und verdienen ihr Geld als Aushilfsbestatter. Ein ruhiger Job, ohne Stress, bis eines Tages ein Bekannter zu Grabe getragen wird und dem Andi der Sarg so schwer vorkommt wie nie. Was ist da los? Will da etwa einer der Kollegen etwas – oder vielleicht jemanden – heimlich entsorgen? Der Andi geht der Sache auf den Grund und ahnt nicht, in welches unglaubliche Wespennest er da sticht. Schon bald häufen sich in Friedberg die Leichen und die Bestatter kommen mit der Arbeit nicht mehr hinterher… Meine Meinung: Ich weiß nicht mehr genau, wo und wie ich auf das Buch aufmerksam geworden bin. Fakt ist jedoch, dass sich jede Zeile dieses außergewöhnlichen und rabenschwarzen Krimis zu lesen gelohnt hat. „Ruhet in Friedberg“ von Rudolf Ruschel ist definitiv anders. Humor, schwarz und klebrig wie Teer, fließt zäh über die Seiten, der Schreibstil ist umgangssprachlich und derb, die Charaktere skurril und verschroben. Kurz gesagt, ich habe es fast von der ersten bis zur letzten Seite geliebt und mich - ja ich muss es ehrlich sagen - bestens unterhalten und amüsiert. Doch zu allererst war ich skeptisch. Der ungewöhnliche Schreibstil und die unkonventionelle Sprache haben erstmal für einen holprigen Start gesorgt. Außerdem war ich etwas verwirrt, warum gleich zu Beginn eine Kurzbeschreibung aller in der Story vorkommenden Personen zu finden ist. Das Buch hat keine 400 Seiten. Unglaublich jedoch ist die Flut an unterschiedlichen Figuren, zusätzlich zu den Hauptprotagonisten. Da ist so ein kurzer Überblick hin und wieder tatsächlich hilfreich. Aber nicht nur bei den Figuren ist Ruschel großzügig, auch von Handlungssträngen und Schauplätzen kann er irgendwie nicht genug bekommen. Das heißt, man muss aufmerksam lesen, damit man auch nichts verpasst. Neben der abwechslungsreichen Handlung ist der wirklich, also wirklich! pechschwarze, absolut kohlrabenschwarze Humor das Tüpfelchen auf dem i! Manchmal habe ich Sätze zweimal gelesen. Ernsthaft! Man liest mit immer größer werdenden Augen und einem ungläubigen Lachen nur um dann festzustellen, dass das wirklich so geschrieben steht. Stellenweise ist es sehr brutal, rustikal derb und nur Millimeter entfernt von der berühmt berüchtigten Gürtellinie. Für mich! Bei manch anderen Leser*innen ist die Schmerzgrenze sicherlich weit niedriger. Wenn man sich nicht darauf einlassen kann, muss man das Buch sofort zur Seite legen, denn dann wird aus dem Lesevergnügen wohl eher Frust. Fipsi und Andi sind die beiden Hauptprotagonisten und von klein auf beste Freunde. Der Fipsi ist ein echter Klugscheißer, was in manchen Szenen richtig gut und sehr witzig zur Geltung kommt. Der Andi ist ein rechthaberischer Draufgänger und obwohl die beiden Freunde eher ein ungleiches Paar mit unterschiedlichen Eigenarten sind, ergänzen sie sich doch irgendwie. Aber es gibt auch noch viele andere, eigentümliche und dubiose Gestalten und man merkt schnell, die in Friedberg haben alle auf die eine oder andere Weise nicht alle Latten am Zaun. Mein Fazit: „Ruhet in Friedberg“ ist, so krank es vielleicht klingt, schon jetzt ein Lesehighlight 2020. Ungewöhnlich, schwarzhumorig, bitterböse und absolut unterhaltsam. Rudolf Ruschel, ich feiere Dich!

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