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sommerlese

Posted on 9.4.2020

Im verschlafenen Fredenbüll in Nordfriesland herrscht große Aufregung, denn im Jauchebecken von Schweinezüchter Schlotfeldt wird eine Frauenleiche gefunden. Dann verschwindet auch noch Pensionswirtin Renate und findet sich angekettet in einem muffigen Kellerloch wieder. Der Mordfall bringt neue Arbeit für Polizist Thies Detlefsen und mit seiner Kollegin Nicole Stappenbek aus Kiel ermittelt er und wird schnell erneut fündig: eine weitere Leiche und ein totes Schwein schwimmen im Güllebecken. Wer steckt hinter dieser Schweinerei? Schnell wird klar, dass der Leichenfund zwar eine ekelhafte Sauerei ist und leider ein Menschenleben gefordert hat, aber das kleine Polizeirevier von Thies Detlefsen am Leben hält. Denn viel Kriminalität gibt es in diesem friedlich verschlafenen Dorf nicht und man befürchtet schon die Schliessung des Reviers. Als es dann an die Ermittlungen geht, geraten die Friesen ins Schwitzen. Hier scheint wohl ein völlig Irrer am Werk zu sein, ein Frauenmörder, der die Frauen hasst. Die Dorfgemeinschaft ist beunruhigt und der Tratsch bringt so manche versteckte Wahrheit ans Licht. Da geht es um Schweineseuche, Tote Tante und eine merkwürdige Krawatte in Nordfriesischen Farben. Aber noch mehr erschüttert Thies die Erkenntnis, dass es eine Sexhotline live aus Fredenbüll gibt. Die Ermittlungen machen beim Lesen Spaß, man lauscht dem Platt der Einheimischen oder dem Sächsisch der zugereisten Mandy, ihrer Zeit erfolgreiche Eiskunstläuferin der DDR. Das bedeutet viel Wortwitz, plattdeutsche Attitüden und wortkarge Dialoge. Man fühlt sich durch die stimmungsvollen Beschreibungen sofort an die Küste "gebeamt". Die Charaktere sind vielfältig, stimmig und voller Ecken und Kanten. Man muss so einige richtig gern haben. Das hier viel Rum ausgeschenkt wird, wenn auch versteckt in der Toten Tante, macht den Bewohnern nichts aus. Sie vertragen eine Menge. Dazu gibt es ja auch immer ordentlich Fischbrötchen oder das neue Putenschaschlick Hawaii aus der "Hidde Kist", dem Dorfmittelpunkt sozusagen. Hier wird über das Wetter oder eben über die verschwundenen Frauen geredet. Dorfleben halt! Dieser unterhaltsame Krimi liest sich so richtig schön - dass die Leichen nach Gülle riechen, bekommt man beim Lesen ja nicht mit. Die Spannung ist vorhanden, man entdeckt den Täter schon recht früh, aber das ist hier auch nebensächlich. Hauptsache, er wird gefunden und die Frauen können wieder freien Fusses durch Fredenbüll spazieren! Dieser Krimi hat mir schöne Stunden geschenkt. Ich sehnte mich gleich nach der Nordsee, habe die vielen leckeren Fisch- und Krabbenbrötchen vor Augen gehabt, die Tote Tante hat mich völlig kalt gelassen, aber die Protagonisten haben mich unweigerlich mitgerissen in die heitere und ländliche Mordermittlung und das beschauliche Leben in Fredenbüll. Absolute Empfehlung für diesen Krimi, der Urlaubsgefühle weckt.

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