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zeilensprung

Posted on 8.4.2020

„Das wahre Problem sind nicht die Konflikte, sondern dass keiner den Mut hat, den ersten Schritt zu tun und offen darüber zu sprechen.“ (S. 310) MEINUNG Wenn ich sonst Bücher von Colleen Hoover beende, dann schwebe ich auf Wolke sieben und bin verliebt in die Geschichte. Ihre Bücher treffen einen mitten ins Herz und bleiben im Gedächtnis. „Die tausend Teile meines Herzens“ bleibt auch in meinem Gedächtnis, aber aus einem anderen Grund. Als ich das Buch beendete, da war ich verwirrt, weil ich nicht wusste wie ich es finden soll. Verwirrt, weil ich es gleichzeitig gut und schrecklich fand. Sowas hatte ich wirklich noch nie bei einem Buch. Entweder mag ich es, finde es nur okay oder bin enttäuscht. Aber bei „Die tausend Teile meines Herzens“ ist alles anders. Ich wurde bereits vorgewarnt, dass dieses Buch nicht mit den anderen vergleichbar ist. Diesmal haben wir keine intensive Liebesgeschichte, sondern eine verrückte Familie, die einfach nur schräg ist und somit für den einen oder anderen Lacher sorgt. Ich fand es sehr erfrischend, denn ich mag solche Arten von Geschichten. Zwischen meinen ganzen Herzschmerz und Dramen ist eine ulkige Familie eine schöne Abwechslung. Aber ich kann verstehen, dass einige mit der Familie Voss gar nicht mit warm wurden, denn sie ist sehr speziell. Apropos speziell – die Charaktere sind es auf jeden Fall. Da haben wir Merit, in deren Zimmer keine Fenster sind. Ihre Zwillingsschwester Honor verbringt die meiste Zeit in Foren für Sterbende. Der Bruder Utah ist nie spontan und der kleine Bruder Moby wurde nach einem Wal benannt. Die Eltern sind auch nicht ohne, da gibt es zwei Victorias und der Vater führte jahrelang Krieg gegen einen Hund. Ach und die anderen Bewohner wie Sagan und Luck sind auch keine typischen Normalos. Alles in allem ist das ganze Setting und die Charaktere sehr zugespitzt, aber mir gefällt das. Das Buch wird aus der Sicht von Merit erzählt. Sie ist eine sehr spezielle Person. Was hab ich über sie gelacht und mich gleichzeitig fremdgeschämt. Bei einigen Kapiteln habe ich die Hände über den Kopf geschlagen und wollte nicht weiterlesen, weil ich nicht fassen konnte, was da abging. Ansonsten sind Merits Gedanken wirklich interessant und ich habe sie gerne verfolgt. Nachvollzogen habe ich zwar nicht alle, aber dafür war es sehr unterhaltsam. Ich lese viel, dass es keine typische Colleen Hoover „Schnulze“ und daher doof ist. Kann ich nicht zustimmen, denn grade die Andersartigkeit der Geschichte macht sie gut. Der Schreibstil ist wie immer toll. Was auch von vielen ein Kritikpunkt ist, das die Liebesgeschichte mehr im Hintergrund ist. Sie ist nicht ganz so intensiv wie in den anderen Werken von Hoover, das ist wahr. Im Vordergrund steht ganz klar Merit und ihre Probleme. Das führt mich zum nächsten Punkt: wo ist der rote Faden in der Geschichte? Es werden so viele Problematiken angeschnitten, aber nicht vertieft. Eine Fülle von Problemen werden angesprochen, aber nicht weiter erläutert nur um schnell zum nächsten zu hetzen. Das Buch wirkte überladen und mir schwirrte der Kopf. Allgemein wirkten einige Kapitel zusammenhangslos und ich fragte mich, was das jetzt bezwecken sollte… Dennoch konnte ich das Buch nicht aus der Hand legen, weil ich unbedingt wissen wollte, wie es weitergeht. Die Geschichte ist so schräg und gefühlt in jedem Kapitel wird nochmal eine Schippe drauf gesetzt. Es passieren Wendungen mit denen ich nie gerechnet hätte. Ich musste öfter laut lachen und schüttelte den Kopf, weil das alles so witzig war. Die eigentliche Thematik ist wirklich wichtig und sollte viel mehr Aufmerksamkeit bekommen. Einige Passagen im Buch habe ich mir markiert, weil sie hundertprozentig wahr sind. Was ich auch toll finde sind die Abbildungen von Sagans Zeichnungen. So fühlt man sich der Geschichte noch besser verbunden. Ich liebe es, wenn solche Zeichnungen im Buch gedruckt werden. „Ganz egal , wie oft oder wie lange man über eine Entscheidung nachdenkt - am Ende kann sie trotzdem nur entweder richtig oder falsch sein.“ (S. 61) Tja, jetzt die Frage aller Fragen, wie viel Sterne bekommt das  Buch? Immer noch bin ich mir unklar, ob ich es gut finde oder schlecht. Auf keinen Fall war die Geschichte ein Griff ins Klo, denn dazu hat sie mich zu sehr gefesselt und ich war fasziniert von den Charakteren. Aber es ist wahr, vom Hocker hat sie mich nicht gehauen, so wie die anderen Werke der Autorin. Dennoch behandelt es ein wichtiges Thema und wir sollten alle öfter die Perspektive wechseln und nicht nur auf uns schauen. FAZIT Colleen Hoover mal ganz anders, aber anders kann auch gut sein. ich konnte das Buch nicht aus der Hand legen, weil ich so gefesselt und geschockt über die Familie Voss war. Es ist nicht ihr bestes Werk und man muss diese Art von Geschichten mögen. „Die tausend Teile meines Herzens“ bekommen von mir 3/5 Sterne, da die Geschichte weder sonderlich gut noch schlecht war. Sie war einfach anders.

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