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bastilkarton

Posted on 8.4.2020

"Nathan der Weise" ist seit vielen Jahren Teil des literarischen Kanons und ist mir deswegen als Schullektüre in die Hände gefallen. Zunächst hatte ich wirklich einige Probleme mit der Handlung und vor allen Dingen mit dem Sprachverständnis. Doch nachdem ich im Rahmen des Unterrichts wirklich sehr lange sehr ausführlich über das Buch geredet habe und das Hörbuch dazu gehört habe, musste ich meine Meinung ändern. Denn die Message des Dramas ist immer noch aktuell und dementsprechend zurecht kanonisiert worden. Inhalt: Meinung: Der Schreibstil und die Sprache der Figuren hat mir anfangs wirklich Probleme bereitet. Ich würde meinen Wortschatz und mein Sprachverständnis als wirklich sehr gut bezeichnen, doch die Ausdrucksweise war so anders als man sie heute oder aus anderen alten Büchern kennt, sodass es für mich schwierig war, überhaupt zu verstehen, worum es in dem Drama geht. Doch nachdem ich mir das Hörbuch angehört und mich eingehend mit der Literatur beschäftigt habe, ist mir aufgefallen, wie viel mehr in diesem Drama doch steckt, als man zunächst annimmt. Der die Koexistenz der drei großen Weltreligionen und ihre Konflikte sind noch immer aktuell. Die angesprochenen Thematik scheinen für die heutige Gesellschaft so banal und so unaussagekräftig, doch es steckt noch immer so viel Wahrheit darin. Liebe zwischen den Religionen oder Konfessionen kann noch immer zu familiären Problemen führen und Diskriminierung aufgrund einer Religionszugehörigkeit ebenso. Besonders die Ringparabel bot den perfekten Ansatz und die perfekte Auflösung für das Dilemma. Mir ist sie definitiv in Erinnerung geblieben. Nathan als Charakter hat mir gut gefallen. Sein stets bedachtes Verhalten und seine rhetorische Fähigkeit, sein Gegenüber durch gezielte Gedankeneinwürfe selbst auf seine Meinung zu bringen, war eindrucksvoll. Vielleicht war er stellenweise zu idealisert- er war mir fast zu perfekt im Kontrast zu den anderen Figuren und der Situation, die ihn umgibt- doch sein Charakter hat den des Stückes maßgeblich bestimmt. Einige Themen wurden angeschnitten und zunächst dramatisiert, am Ende dann doch geradezu idealisiert und unrealistisch gelöst. Vielleicht kommt es in einem alten Drama gerade zum Ende hin nicht auf ein realistisches Ende an. Doch mich persönlich hat es einfach gestört, da es für mich die Schwere des Buches zwar genommen, dessen Aussagekraft jedoch auch vermindert hat. Man muss wohl einfach damit leben, da es sich um ein altes Drama handelt- doch gerade wenn man den Aspekt der Aktualität und der Authentizität betrachtet, muss ich dies leider bemängeln. Es wäre schön, wenn sich alle Probleme so leicht lösen lassen würde. Die Charaktere haben aber schön miteinander agiert- sie waren unglaublich nett zueinander, wenn auch Konflikte die Handlung des Dramas maßgeblich bestimmten. Die Textausgabe von EinFach Deutsch hat bei mir übrigens sehr gepunktet. Der Anhang ist stets sehr informativ und unterstützt das Verständnis des Originaltexte. Ich greife immer wieder gerne auf die Ausgaben zurück. Alles in einem defintiv eine empfehlenswerte Schullektüre. Ob ich privat die Motivation aufgebracht hätte, mich so in die Sprache und die Handlung des Buches hineinzufuchsen, bezweifle ich leider, aber ich bin froh, durch meinen Unterricht so eingehend mit dem Drama beschäftigt zu haben.

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