Peanut
Der Schreibstil ist angenehm flüssig zu lesen. Einige Wörter fand ich im ersten Moment ein bisschen unpassend für einen Anwalt, aber da sieht man mal das so ein Prozess auch dem Strafverteidiger ziemlich Nahe geht. Und nur weil er dazu verpflichtet ist seine Mandantin zu verteidigen heißt es ja noch lange nicht, dass er die Taten in irgendeinerweise für gut befindet. Es ist wirklich interessant auch einmal hinter die Kulissen um zu sehen wie das für einen Strafverteidiger ist. Dieser erhält natürlich ganz andere Einblicke in das Leben der Täter als zum Beispiel der Richter. Und er bzw. sie muss ja auch unzählige Stunden mit ihnen verbringen um diese anständig vor Gericht verteidigen zu können. Beim Lesen merkt man immer wieder, dass der Grund für einen Mord nicht immer leicht zu finden ist. Und selbst wenn an den Grund erkennt hilft es einem noch lange nicht dabei die Beweggründe des Täters nachzuvollziehen. Der Autor hält auf alle Fälle was er verspricht, denn hier wird nichts geschönt, aufgebauscht oder ausgeschmückt. Leider vergessen das einige True-Crime-Autoren, dass die Taten auch ohne ein Aufbauschen schon schrecklich genug sind. Passend zum eher sachlichen bzw. nüchternen Schreibstil ist auch das schlichte Cover. Obwohl es sich hierbei um ein Sachbuch handelt, ist es durchweg spannend und man will einfach wissen wieso die Täterinnen so gehandelt haben und wie nachher das Strafmaß aussah. Natürlich kann es bei solchen Straftaten keine gerechte Strafe geben. Im Vordergrund stehen hier die Taten an sich und das Urteil wird meistens nur ganz kurz erläutert. Und es liest sich wenigstens nicht wie ein trockener Tatsachenbericht. Im Vorwort erläutert der Autor zudem was ihn dazu gebracht als Strafverteidiger zu arbeiten und er erzählt etwas über seine Arbeit. Leider ist das Buch ziemlich dünn, aber ich glaube noch mehr solcher brutalen Fälle wäre etwas zu viel gewesen. Fazit: Um ehrlich zu sein haben mich alle 4 Fälle ziemlich geschockt wegen ihrer Grausamkeit. Teilweise musste ich mich wirklich dazu überwinden weiter zu lesen und oft habe ich mich selbst gefragt, was einen Mensch dazu verleitet so zu handeln. Der Fall Gina S. hat mich besonders erschüttert, denn das Opfer schien nahezu alles freiwillig mitgemacht zu haben. Und als Frau frage ich mich schon, wie man so etwas über sich ergehen lassen kann?! Das Buch ist nichts für Menschen mit schwachen Nerven. Hier geht es um die Abgründe der Menschen und wer damit nicht umgehen kann, sollte lieber die Finger von diesem Buch lassen. Jeder Fall umfasst um die 50 Seiten, weshalb man doch oft mehr erfährt als einem lieb ist. Einiges wurde abgeschwächt und trotzdem sind die Taten einfach nur grausam und erschreckend. Die beschriebenen Fälle sind alle sehr unterschiedlich und passen dennoch gut zusammen. Es zeigt einem wie leicht es einem fällt sich als Dritter ein Urteil zu erlauben und Taten zu verurteilen, wenn man nur die halbe Wahrheit kennt. Denn die Täterinnen hatten alle ihre Gründe und auch wenn es einem schwer fällt ihr Handlungsweise zu rechtfertigen, bringt einen die Hintergrundgeschichte ins Grübeln. Dann erscheint die Täterin nämlich plötzlich gar nicht mehr so grausam, wie im ersten Moment angenommen. Die Beweggründe rechtfertigen solche Taten jedoch in keinster Weise. Trotzdem finde ich es im Rechtsstaat wichtig, dass auch solchen Tätern ein Verteidiger zur Seite gestellt wird.