buch_loewin
Glaubt man dem Untertitel, dann sollte dieses Buch aus zwei Teilen bestehen: aus der Geschichte des Falles und aus der Beschreibung der Ursachen und der Folgen dieses Skandals. Um es kurz zu machen: So lange Moreno den eigentlichen Fall beschreibt, liest sich das Buch wie ein Krimi. Und es zeigt, wie beim "Spiegel" gearbeitet wurde. Selbstverständlich gab man am Ende alles zu und versprach Besserung. Glaubhaft ist das nicht, denn Relotius nutzte als Hochstapler gnadenlos ein ideologiegetriebenes System aus. Er schrieb, was man erwartete. Und das tat er so gut, dass die linkslastige deutsche Journalistenzunft sich nicht mehr einkriegte und ihn mit Preisen überhäufte. Wenn Relotius ein "Einzelfall" war, was vielleicht von der Dimension her stimmen mag, jedoch nicht vom Prinzip, dann muss man das von ihm ausgenutzte System weder hinterfragen, noch gar ändern.Ein hervorragendes Buch, welches trotz der unmittelbaren Rolle Juan Morenos in dem Fall von einer erstaunlichen Reflektion und Abgeklärtheit, ja Sachlichkeit ist. Trotzdem hat das Buch eine den Ablauf gut fassende Dramaturgie. Es ist an keiner Stelle aufrechnend oder rächend, sondern eher von Faszination getragen und dem anfänglichen Unglauben, daß so etwas überhaupt möglich ist. Es zeigt durchweg die integren, reflektierenden, fundierten Qualitäten die Juan Moreno auszeichnen.