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buch_loewin

Posted on 6.4.2020

Wenn es keine eindeutigen Beweise für die Schuld eines Angeklagten gibt, wie können Richter dann zu einem gerechten Urteil finden? Gibt es bestimmte Bevölkerungsgruppen, denen vor Gericht mehr geglaubt wird als anderen? Der Grundsatz: Im Zweifel für den Angeklagten gilt keineswegs immer. Zeugen können trotz Wahrheitspflicht lügen, sie können sich falsch erinnern oder gar manipuliert worden sein. Selbst Geständnisse können falsch sein. Wem glauben Richter, wenn es nur zwei widersprüchliche Aussagen, nämlich die des mutmaßlichen Opfers und die des Angeklagten, gibt? Welche Kriterien können sie ansetzen, um die Wahrheit herauszufinden? Und sind diese immer zuverlässig? Diesen Fragen geht Alexander Stevens anhand sieben authentischer Fälle nach. Jeder Fall wird ausführlich geschildert und rechtlich eingeordnet. Und immer wieder fragt der Autor den Leser: Wie würden Sie entscheiden? Alle möglichen Variationen werden analysiert und jeder Ansatz kann auch widerlegt werden. Der Leser wird so zum Nachdenken angeregt. Auch absolut schlüssige, detailreiche Schilderungen des Tathergangs, die normalerweise vor Gericht als vollkommen glaubwürdig gelten, können gelogen sein, wie in Kapitel 5 eingehend dargelegt wird. Im letzten Kapitel kommt Alexander Stevens zu dem Schluss, dass es eine absolut zuverrlässige Methode, den Wahrheitsgehalt einer Aussage zu ermitteln, nicht gibt. Das Fazit lautet also: Es gibt keine Garantie. Auch bei diesem Buch kann der Leser wieder viel lernen. Wir erfahren, wie Ermittlungen geführt werden und welche unvorhergesehenen Ergebnisse Strafverfahren haben können. Wir lernen Begriffe wie "Aussagepsychologie", "Lagerzeugen" oder "Zeugen vom Hörensagen" kennen und müssen feststellen, dass es gar nicht so schwer ist, Opfer eines Justizirrtums zu werden.

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