sommerlese
Dylan Aaronsen lebt ein ruhiges Leben in San Francisco. Er arbeitet in einem Naturkostgeschäft und verbringt seine Mittagspausen am liebsten im Botanischen Garten an einem kleinen Teich. Dort genießt er den Ausblick und schreibt kleine Gedichte. Über einen längeren Zeitraum beobachtet er einen kleinen Jungen, der ebenfalls täglich erscheint. Bis er bemerkt, dass dieser Junge blutet und vor seinen Augen entführt wird. Die Polizei kann ohne Namensnennung nicht ermitteln und so beginnt Dylan auf eigene Faust. Dabei kommt er seiner eigenen Vergangenheit auf die Schliche. "Dichter schreiben oft, ..., dass die Morgendämmerung neue Offenbarungen mit sich bringe, und an diesem Morgen ergeben solche Worte sofort und ganz konkret einen Sinn. Etwas Neues ist offenbart worden." Zitat S. 306 Selten habe ich so ein einnehmendes Buch gelesen, ich habe es in Wahrheit an einem Tag verschlungen. Dieses Buch ist unglaublich, es zeigt eine Familie, die durch die Brutalität des Vaters zugrunde gegangen ist. Man liest und weiß nicht, was die handelnden Personen mit dieser Familie zu tun haben. Eine fesselnde Geschichte und echt erstklassig geschrieben. Der Schreibstil hat mich umgehauen, er ist sagenhaft flüssig geschrieben und wirkt wie ein psychologisches Charakterprofil. Über die Handlung kann und möchte ich nichts erzählen, genauere Kenntnis würde dem Leser den Spaß am Lesen vorwegnehmen. Man muss sich diesem Buch ohne vorherige Informationen nähern, dann ist der überraschende Effekt umso größer. Denn man wird in verschiedene Richtungen geschickt, die echte Wahrheit offenbart sich erst am Ende. Vorher erliegt man einem Verwirrspiel, das seinesgleichen sucht. Man wird Zeuge von häuslicher Gewalt und schwierigen Lebensumständen, es kommt aber auch zu wunderschönen Natur- und Pflanzenbeschreibungen und einer Art Roadtrip-Erfahrungen, die in dieser Ausprägung für einen Thriller unüblich sind. Dennoch passt es zu diesem Buch und A.J. Graysons Erzählstil. Er besitzt die schriftstellerische Fähigkeit, zwischen romantischen Naturbeobachtungen und poetischen Anklängen, pure Gewaltszenen einzubringen, die den Leser erschüttern, aber dennoch ausgesprochen gut unterhalten. So ergeht es auch dem Leser, der allmählich die Geschichte in seiner ganzen Tragik begreift und am Ende die Person genau versteht. Dieser Thriller ergreift, überrascht und erschreckt, aber er ist vollkommen anders als andere Bücher! Unbedingt lesen!