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Gilasbuecherstube

Posted on 6.4.2020

Das kleine Friesenhaus am Meer von Johanna Paul Es ist Juni und ein Dienstag, als die 35 jährige Emma in München eine Entscheidung trifft. Sie verlässt ihren Mann und reist Hals über Kopf in ihre Heimat Ostfriesland. Ihr Ziel ist Norddeich, der Ort an dem sie aufgewachsen ist. Doch dort angekommen, gibt es erste Probleme. Es ist Urlaubszeit und alle günstigen Hotel und Pensionen sind ausgebucht. Nur im teuren Hotel "Zur Sturmmöwe" ist noch eine Suite frei. Obwohl sie ihr Budget eigentlich übersteigt, mietet sich Emma dort ein. Doch dann ist das Glück auf ihrer Seite und ein alter Bekannter aus ihrer Jugend bietet ihr das Haus seiner verstorbenen Eltern an. Im Gegenzug soll sie bei der Renovierung des Hauses helfen und sich um die zweit Papageien zu kümmern, die zum Inventar gehören. Als dann plötzlich ihre Nichte Sina vor der Tür steht und kurz darauf auch noch deren Zugbekanntschaft Jonas eine Übernachtungsmöglichkeit braucht, bildet sich aus den dreien eine etwas ungewöhnliche WG. Doch da ist auch noch der nette Mechaniker Jim, der ihr Auto repariert hat. Er sorgt bei Emma für Schmetterlinge im Bauch. Aber ist sie so kurz nach der Trennung von ihrem Mann schon wieder bereit für eine neue Liebe? Doch als Nachts plötzlich merkwürdige Geräusche aus der Voliere der Papageien dringen, hat Emma erstmal andere Sorgen... "Das kleine Friesenhaus am Meer" ist das Debüt der jungen Autorin Johanna Paul. Als die Geschichte am Samstag Abend auf meinem Kindle landete, wollte ich eigentlich nur kurz reinlesen. Aus dem "kurz" wurde der ganze Abend und als ich mich endlich aufraffen konnte, zu Bett zu gehen, waren 50% gelesen. Nur gut, dass heute Sonntag ist und ich aufgrund der momentanen Situation viel Zeit zum lesen hatte! Was soll ich sagen?! Die Autorin hat mich mit ihrem leichten, flüssigen Schreibstil sehr gut unterhalten. Nichts lässt erahnen, dass es sich hierbei um ein Debüt handelt. Das Cover gefällt mir sehr gut, denn es zeigt passend zur Geschichte, ein Häuschen an der Küste. Auch die Farben sind sehr einladend und machen Lust auf einen Ausflug an die Nordsee. Geschrieben wurde die Geschichte abwechselnd aus der Sicht von Emma, Jonas und Sina. Ich wurde sofort ins Geschehen geworfen und war sehr gespannt darauf zu erfahren, wie die Entscheidungen dieser drei so unterschiedlichen Personen, sie zusammenführen würde. Emma hat es nach 10 Jahren satt, sich von ihrem Mann beleidigen zu lassen und trifft innerhalb weniger Minuten die Entscheidung sich von ihm zu trennen. Es hat mich schon etwas erstaunt, wie rigoros sie diesen Entschluss dann auch umsetzt und von eine Stunde auf die andere, alles was ihr wichtig ist packt und ihn unwiderruflich verlässt. Doch sie hat mir als Propagonistin sehr gut gefallen. Genauso wie Sina, die mit ihren 14 Jahren das Gefühl hat, nichts Besonderes zu sein und sich deshalb die Haare kunterbunt färben lässt. Nach einem Streit mit ihren Eltern beschließt sie kurzerhand, mit dem Zug nach Norddeich zu ihrer Tante zu fahren. Je weiter die Geschichte sich entwickelte, desto öfter hatte ich das Gefühl, Sina ist keine 14, sondern schon etwas älter. Doch das zeigt mir, dass sie sich innerhalb der Handlung weiterentwickelt hat. Auch Jonas, der dritte Hauptpropagonist in der Runde, verlässt Hannover ziemlich abrupt und entscheidet sich in seine Heimat zurückzukehren. Die Autorin hat alle Charaktere sehr schön herausgearbeitet und gut beschrieben. Sie sind authentisch und sehr lebendig gestaltet. Die Handlung ist in sich stimmig und nachvollziehbar. Besonders gefallen hat mir auch das Setting. Johanna Paul hat die Schauplätze so bildhaft, detailliert und korrekt beschrieben, dass ich jede Straße und jeden Ort vor Augen hatte. Und ich kenne alle Schauplätze der Geschichte persönlich! Wie sie in ihrer Danksagung am Ende auch nochmal betont, merkt man der Geschichte an, dass es ihr wichtig war, eine Message zu vermitteln. Und diese Message ist zu 100 % angekommen. Die Geschichte regt zum Nachdenken an. Die Bewältigung der Vergangenheit, den Mut zu haben einen Neubeginn zu wagen, die Hoffnung auf Freundschaft, Vertrauen und einer Liebe, die alles überwindet, das sind Stichpunkte die von der Autorin aufgegriffen und behandelt wurden. Trotzdem fehlt es nicht an sommerlicher Leichtigkeit. Von mir bekommt diese wunderschöne Geschichte deshalb 5 Sterne ⭐⭐⭐⭐⭐ und eine Leseempfehlung. Ich durfte die Geschichte schon vorab lesen und bedanke mich bei der Autorin für das Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde dadurch nicht beeinflusst.

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