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bibliomarie

Posted on 5.4.2020

Eine kleine Unaufmerksamkeit lässt Andrew beim Einstellungsgespräch einer städtischen Behörde mit „Ja“ antworten – es war die Frage nach Ehefrau und Kindern – und nun kommt er aus der Nummer nicht mehr raus. Immer mehr muss er seine Geschichte ausschmücken, wenn der harmoniebedachte Chef sich nach der Familie erkundigt. Das ist eigentlich Andrews einzige Abwechslung in seinem privaten und beruflichen Dasein. Er ist amtlich bestellter Nachlassverwalter, für all die alten und einsamen Menschen, die unbemerkt in ihren Wohnungen versterben. Seine Arbeit hat ihn nicht abstumpfen lassen, im Gegenteil, jeden Auftrag versucht er mit Empathie zu erledigen. Egal, wie verwahrlost und vermüllt die Wohnungen sind, die er betritt, immer versucht er etwas Positives im Leben der Verstorbenen zu finden. Doch als die neue Mitarbeiterin Peggy kommt, werden seine ganzen Pläne über den Haufen geworfen. Was auf den ersten Blick wie ein eintöniges Leben wirkt, ist auf den zweiten Blick vielschichtiger. Mit Andrew lernen wir einen Mann kennen, der sich nicht freiwillig zurückgezogen hat, aber allmählich damit abgefunden hat. Es scheint ihm an Antrieb zu fehlen, seine Situation zu ändern. Aber dennoch bleibt er ein sympathischer Charakter. Ich finde diesen Protagonisten typisch „englisch“ – ein wenig verschroben und eigenbrötlerisch. Auch die Geschichte wirkt erst recht makaber, mit skurrilem Humor, aber dann spürt man auch die Anteilnahme des Autors mit seiner Figur und seinem Plot. Mir hat dieser Roman wirklich gut gefallen, der Plot ist ausgefallen und mit viel Witz und Empathie umgesetzt. Alle Figuren, ob sympathisch oder unsympathisch, wie Andrews Schwager Carl, sind sehr gut portraitiert. Ich habe auch die Erzählweise von Richard Roper genossen, er schreibt unterhaltsam und kurzweilig zu lesen. Vom Drama bis zur Liebesgeschichte ist alles drin, was gute Unterhaltung ausmacht. Das Fazit: es ist nie zu spät, dem Leben eine neue Richtung zu geben.

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