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bibliomarie

Posted on 5.4.2020

Arno Bussi fristet sein Polizisten-Dasein im Archiv. Da wird er vom Innenminister Qualtinger persönlich auf einen Cold Case in Tirol angesetzt. Vor 5 Jahren kam dort ein Wirt ums Leben, aber weder Täter noch Motiv sind aufgeklärt worden. Kaum ist Arno in Stubenwald am Lärchensee angekommen, überschlagen sich dort die Ereignisse. Ein typischer Regionalkrimi mit viel Humor und Bezug auf lokale Eigenheiten, das ist wirklich unterhaltsam zu lesen, vor allem wenn der Autor mit so viel österreichischen Schmäh aufwartet. Bussi ist ein liebenswerter Zeitgenosse, auch wenn er meist in jedes Fettnäpfchen tappt. Die Bewohner von Stubenwald sind sehr urig dargestellt, besonders der örtliche Polizeiposten hat mit Franz Bernhard ein richtig kauziges Original, wobei ihm sein Hund Bernhard, einen Lawinenhund mit sommerlicher Dienstflaute fast die Show stiehlt. Joe Fischler verteilt Seitenhiebe auf die Politik, die Stubenwalder Bürgermeisterin bekommt reichlich ihr Fett weg, genau wie der örtliche Investor um den sie publicitysüchtig herumscharwenzelt. Auch wenn Arnos Ermittlungen manchmal aus dem Ruder laufen, es gibt Ereignisse, an die er sich am nächsten Morgen nur noch sehr undeutlich erinnert, lässt er sich nicht beirren. Er nimmt Hunger, Kälte und Mücken in Kauf, widersteht der örtlichen Spezialität, der Käse-Sahne-Torte vom Bäcker Baldauf, er gibt eben alles. Ich mochte schon die „Veilchen“-Romane des Autors und war deshalb auf „Die Toten vom Lärchensee“ besonders gespannt. Den ersten Einsatz von Arno Bussi habe ich wohl verpasst, aber es war kein Problem gleich einzusteigen. Ein wenig habe ich den Charme der frühen „Veilchen-Romane“ vermisst, hier driftete mir der Humor doch öfters in Klamauk ab. Die Idee des Plots ist schon gelungen, besonders wenn ich an den Bezug zu Bussis erstem Kontakt mit Stubenwalds Dorfbrunnen denke, aber verliert sich fast in den ganzen Verwicklungen und kleinen Nebengeschichten. Ein amüsanter Ösi-Krimi, aber auch mit Luft nach oben.

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