stephanienicol
Posy Montague lebt im herrschaftlichen Anwesen 'Admiral House'. Das Haus, wo sie schillernde Feste gefeiert, sich Tragödien abgespielt und sie ihre Söhne erzogen hat. Als alte Frau blickt sie auf die Vergangenheit zurück, und hat gleichzeitig alle Hände voll mit ihrer Familie zutun. Während ihre erste große Liebe nach 50 Jahren wieder die Bühne ihres Lebens betritt. "Das Schmetterlingszimmer" ist ein Familienroman von Lucinda Riley, der diesmal ganz und gar das aufgewühlte Treiben der Familie Montague in den Mittelpunkt stellt. Drehpunkt der Geschichte ist Posy Montague. Sie ist Ende 60 und lebt allein in besagtem Admiral House. In diesem weitläufigen Anwesen hat sie ihre Kindheit verbracht, später mit ihren eigenen Kindern gelebt und eine prachtvolle Gartenanlage angelegt. Dazu begibt sich der Leser aus der Gegenwart in einen vergangenen Handlungsstrang. Die Geschichte fängt während des Zweiten Weltkriegs an. Posy ist vergnügt mit ihrem Vater auf Schmetterlingsfang, Admiral House steht prachtvoll da und ihre Mutter feiert ausgelassene Feste. Doch der Schatten des Krieges verschont die Familie Anderson - wie viele andere - nicht. Und Posys Leben nimmt eine tragische Wendung, die sich bis ins Alter ziehen wird. In der Gegenwart hat es Posy Montague mit ihren beiden Söhnen und ihrer ersten Liebe aus Jugendjahren - den unvermittelt auftauchenden Freddie - zutun. Außerdem merkt sie, dass Admiral House eine Nummer zu groß für sie geworden ist. Das pflegebedürftige Gemäuer, das weitläufige Anwesen und die alte Bausubstanz brauchen Zeit – und sie verschlingen Geld. Es ist schwierig, eine genaue Handlung in einer Rezension zu umreißen, weil die Autorin selbst keinen eindeutigen Weg beschritt. Einerseits handelt es von der älteren Posy und wie sie einst von ihrer Liebe Freddie verlassen worden ist. Es geht um verschmähte Gefühle, Schicksalsschläge, dramatische Geheimnisse, verworrene Beziehungen und hausbackene Tragödien. Andrerseits sind Posys Söhne Sam und Nick zentral, deren Liebesleben ebenfalls in den Vordergrund tritt. Hier werden unzählige Themen angeschnitten, die den Leser eher verwirren als an die Geschichte binden. Eheliche Gewalt, Geldnot, Krankheiten, berufliche Misserfolge - Riley bedient das ganze Schicksals-Repertoire, schafft es dabei leider nicht, den Leser bei der Stange zu halten. Denn sie schleicht wie die Katze um den berühmten heißen Brei. Es wird niemals Klartext geredet, die Figuren sitzen auf ihren Geheimnissen, erzählen sie sich gegenseitig, lassen dabei aber den Leser außen vor. Teilweise liest es sich wie eine Seifenoper, die den größten Wert auf schicke Oberflächlichkeiten legt. Egal ob schöne Menschen, elegante Kleidung oder Reiche, die den verdienten Erfolg anziehen - dem glänzenden Äußeren wird ein intensiver Blick geschenkt, der allzu oft von der Tiefe ablenkt. Im Endeffekt bleibt eine etwas zähe Familiengeschichte, die in ihrem Kern durchaus reizvolle Momente und Erzählstränge hat. Meinem Geschmack nach hat Riley zu viele Themen angefangen, versucht, sie auf ein geschmackvolles Spannungsniveau zu heben, was leider zu einem überwürzten, klumpigen Brei geworden ist. Ich habe mir mit einer endgültigen Bewertung schwergetan. Rileys Schreibstil ist gewohnt souverän. Flüssig und leicht fliegen die Seiten dahin, auch wenn sich der Inhalt klebrig anfühlt. Daher habe ich wohlwollende drei Sterne vergeben. Meiner Ansicht nach kann man sich auf das Geheimnis rund um „Das Schmetterlingszimmer“ einlassen, wenn man Familiengeschichten mag und auf der Suche nach einer Zwischendurch-Lektüre ist. Aber ich weiß, dass es Lucinda Riley um einiges besser vermag.