Marie Charlotte
Ein plusquamperfektes Buch! Und damit meine ich nicht nur das im Wortsinn zu begreifende Aussehen des Buches an sich, sondern auch dessen Inhalt. Eine einzige Liebeserklärung an Bücher und das Schreiben eben dieser. Hildegunst von Mythenmetz erzählt in diesem Buch von seinem Aufenthalt in der berühmten Stadt Buchhaim und der Suche nach einem der besten Dichter Zamoniens. Die Schilderung seiner dabei erlebten Abenteuer ist gleichzeitig fesselnd und mitreißend und mir ging es zeitweise so wie ihm, als er den Brief las, der dazu führte, dass diese Geschichte begann. Wie so oft entdecke ich bei jeder Lektüre eines Moers'schen Buches wieder neue Details. Mir war bereits bewusst, dass viele der fiktiven zamonischen Dichter Anagramme von reell existierenden Autoren und Poeten waren (Perla la Gadeon = Edgar Allan Poe, Ugor Vochti = Victor Hugo, Orca de Wils = Oscar Wilde, Ohjann Golgo van Fonteweg lasse ich mal unübersetzt), aber erst bei dieser Lektüre begab ich mich auf die Spuren der zitierten Gedichte, die quasi durch die Hintertür die Werke der großen Meister in die Geschichte injizieren - vor allem Goethes Faust wird wiederholt bemüht, um den Leser dem Zamonischen Literaturkanon näher zu bringen. Es ist diese Detailverliebtheit, die die Zamonien-Bücher quasi unbegrenzt lesbar macht. Neben Referenzen zu wirklich existierenden Autoren wird die Welt durch vielfältige und äußerst detaillierte Beschreibungen abgerundet, und man beginnt sich in Zamonien wohl zu fühlen. Nicht selten wird man auch durch die Handlungen des Erzählers daran erinnert, dass Hildegunst von Mythenmetz ein oft eher unumgänglicher Charakter war, obwohl er natürlich seine Handlungen stets rechtfertigt. Die Übersetzung durch Walter Moers ist eine beispielhafte Leistung, bei der ich vor Begeisterung mit den Zähnen knolfen möchte. Da ich das leider nicht kann, nicke ich lediglich beifällig.