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Momo

Posted on 3.4.2020

Das Buch hat mir recht gut gefallen. Der Autor Hasnain Kazim schreibt aus seinem Berufsalltag. Er ist Journalist und er war wohl auch beim Nachrichtenmagazin Der Spiegel angestellt. Den Recherchen zufolge scheint er vereinzelt noch Artikel für den Spiegel zu schreiben. Ich bin zwar keine wirkliche Spiegelleserin, weil mich das Magazin häufig nicht überzeugen konnte, aber das Buch selbst wollte ich unabhängig davon unbedingt lesen. Am liebsten würde ich es auswendig lernen, weil so viele schlagfertige Argumente mit seinen E-Mailpartner*innen zu entnehmen sind, von denen viele unverschämt pöbelhaft und ziemlich rassistisch ausfallen. Das Beispiel mit der Ratte, die im Pferdestall geboren wurde, sie deswegen aber noch lange kein Pferd sei, fand ich ziemlich hart. Aber Kazim konnte sehr gut darauf antworten und hat den Gegner zum Schweigen gebracht. Zitat: "Wann werden die Menschen begreifen, dass wir alle Menschen sind? Wann werden wir in Deutschland begreifen, dass, egal ob Christ, Muslim, Jude, Atheist oder Andersgläubiger, ob weiß, braun, schwarz, ob Wessi oder Ossi, dass wir alle, die wir in diesem Land leben, Teil dieses Landes sind, und zwar ein gleichberechtigter Teil, dass wir alle seine Geschichte prägen, dass wir es alle mitbestimmen und mitgestalten?" (2020, 119) Schon in der Einleitung steht, dass sich das Buch an all die Menschen richten würde, die Anregungen suchen, um politisch konstruktiv Kritik üben und streiten zu können. Gerade in einer schweren Zeit wie diese finde ich Kazims Buch sehr wichtig. Er ist von Berufswegen sehr schlagfertig und nie um Worte verlegen. Vielleicht kann man sich das eine oder andere von ihm abschauen, gerade wo heute die rechten Szenen europaweit immer mehr Zulauf haben. Mir fehlt es schnell an Argumenten, wie z. B. wenn jemand sagt, dass es demokratisch sei, wenn Menschen die AfD wählen. Es sei demokratisch, die AfD im Parlament sitzen zu haben, da sie demokratisch gewählt wurden. Auf vielen von mir gestellten Fragen konnte ich durch das Buch wertvolle Antworten finden. Kazim weist auf das Grundgesetz in Artikel 5, dass jeder das Recht habe, seine Meinung in Wort und Schrift frei zu äußern. Aber man dürfe diese Freiheit nicht missbrauchen, s. Beispiele auf Seite 41ff, was für mich selbstverständlich ist. Oder was sagt man, wenn eine Kollegin, die eigentlich nicht rassistisch ist, ihr Bild über Türken, die alle Machos seien, und sie dazu noch alle ihre Frauen schlecht behandeln würden, groß vor allen Mitarbeiter*innen ausbreitet? Ihr ist nicht bewusst, dass ihr Bild über Türken von den Medien eingeflossen ist, da sie selbst persönlich keine Türken kennt, und auch nie in der Türkei war und nur von Hörensagen einen Türken erlebt hat, der seine Partnerin betrügt und ausnutzen würde. Warum denken wir hier in der westlichen Welt immer, dass deutsche Männer die besseren Männer seien? Es gibt hierzulande auch viele Männer, die fremd gehen, andere, die gegen ihre Frauen Gewalt anwenden und morden und trotzdem sagen wir nicht, dass alle deutschen Männer Schläger und Mörder sind. Hierbei konnte ich nicht nur bei Kazim entnehmen, dass die Menschen durch die Politik und die Medien hauptsächlich mit negativer Berichterstattung konfrontiert und beeinflusst werden. Meine Meinung Ich hätte am liebsten das ganze Buch zitiert. Viele Interessante Gedanken, Thesen und Statements, die ich hier gerne eingebracht hätte, aber es würde den Rahmen geradezu sprengen, vor allem, weil ich so viel darauf zu sagen hätte. Kazim kann sehr gut mit Worten jonglieren, ohne sein Gegenüber zu beleidigen. Mein Fazit Nach dem Lesen dieses Buches schließe ich mich "Auf sie mit Gebrüll ... aber mit guten Argumenten" dem Autor an. Wer meine ganze Rezension lesen möchte, kann dies auf meinem Blog tun. Hier der Link: https://mirella-pagnozzi.blogspot.com/2020/04/hasnain-kazim-auf-sie-mit-gebrull.html

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