Susanne Matiaschek
Manchmal ist das Leben nicht fair. Manchmal gibt es uns Zitronen und ob wir wollen oder nicht, wir müssen hineinbeißen und irgendwie, auf irgendeine Art und Weise damit zurechtkommen. Denn irgendwie geht es schließlich weiter. Oder nicht? Judy ist eine Überlebende. Eine von vielen. Doch dies hier ist Judys Geschichte. Ihr Kampf. Und doch auch ein Kampf von vielen anderen. Naturkatastrophen haben das Land heimgesucht. Zurück bleiben Tote, Wahnsinnige, Plünderer und pure, nackte Verzweiflung, die sich immer mehr in die Eingeweide frisst. Pure Hoffnungslosigkeit überschwemmt das Land. Dazwischen Trauer, Wut und Angst. Wie soll es weitergehen. Gibt es überhaupt einen Ausweg? Judy ist gerade mal 16 Jahre alt und muss einen Kampf bestreiten, den sie niemals führen sollte. Judit Müller hat hier einen wirklich beängstigenden, aber auch grandiosen Endzeitroman geschrieben, der zutiefst erschüttert. Sie schreibt unglaublich fesselnd und intensiv. Es packt sofort und gerade weil es so realistisch ist, setzt die Beklemmung fast sofort ein. Es beginnt mit einem Tagebucheintrag. Der sich so tragisch und intensiv anfühlt, das man unbedingt mehr erfahren möchte. Man fühlt quasi am eigenen Leib was da geschehen ist und die Trauer wird unglaublich intensiv spürbar. Danach wird zu Judy gewechselt, deren Perspektive wir auch erfahren. Judy ist so unglaublich mutig, das es mir wirklich unter die Haut ging. Sie entwickelt sich im Laufe der Zeit. Wird stärker, robuster und ja , die weiche Schale fällt. Sie flieht mit ihren Geschwistern. Sie beschützt sie, komme was wolle. Doch wohin? Wenn es überall das Gleiche ist? Die Gefahrenquellen werden immer schlimmer. Die Welt trostloser und verlassener. Mir hat diese Geschichte wirklich sehr gut gefallen. Die Spannung ist sofort sehr gut spürbar. Ebenso die tiefe Verzweiflung, die Judy immer wieder durchströmt. Und doch gibt es immer Lichtblicke. Man begegnet Menschen, die nicht böse sind und die mich wirklich beeindruckt haben. Allen voran der Wanderer und Raphael. Zwei Menschen, die diese Welt eine Spur hoffnungsvoller machen. Jeder hat eine Geschichte zu erzählen und diese haben es förmlich in sich. Im Laufe des Geschehen erfährt man immer mehr über sie und auch die Hintergründe. Und daneben bekommt man auch Einblicke darin wie abgebrüht und kaltblütig Menschen sein können, um zu überleben. Um ihren Nutzen daraus zu ziehen. Die Autorin beschäftigt sich daneben mit Themen wie Identitätsverlust, Tod und Schmerz. Ebenso bleibt die Gewaltbereitschaft nicht außen vor. Aber egal wie grau, fast schwarz die Welt auch ist, es gibt trotzdem schöne Momente. Die einen Augenblick Hoffnung schaffen. Wenn auch nur für einen klitzekleinen Moment. Morgen beginnt dann alles wieder von vorn. Denn die Welt ist viel zu groß. Aber vielleicht gibt es ja irgendwo einen Ort der Frieden bedeutet. Ein dystopischer Roman, der nichts als Dunkelheit zeigt und doch auch in gewisser Weise nachdenklich stimmt. Vielleicht ist es ein Einzelband. Vielleicht auch nicht. Aber so wie hier alles dargestellt und aufgezeigt wird , ist es glaubhaft und so düster. Ja man hat Fragen. Aber im Leben gibt es auch nicht auf alles immer Antworten. Das hat es für mich nur umso greifbarer und authentischer gemacht. Überwiegend ist es eher ruhiger, erst zum Ende hin überschlagen sich förmlich die Ereignisse und das Entsetzen und die Wut kennen kein Erbarmen. Man spürt wie alles auseinanderzubrechen droht. Immer mehr. Stück für Stück. Ein großartiges Buch, daß das Ende der Welt sehr gut vor Augen führt und in dem es ums nackte Überleben geht. Fazit: Dieser Endzeitroman aus der Feder von Judit Müller, fühlt sich beklemmend an und verdammt realistisch. Was bleibt uns, wenn die Welt nur noch grau ist, von Ruß bedeckt. Was den Tod bedeuten kann. Judy kämpft . Sie ist eine Überlebende. Eine Dystopie die mir wirklich unter die Haut ging und für einige nachdenkliche Momente gesorgt hat. Eine großartige Leistung auf nur 320 Seiten. Aber Judit Müller schafft es alles aufzuzeigen , was von Bedeutung ist und gerade damit erschüttert. Eine absolute Überraschung für mich.