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sommerlese

Posted on 2.4.2020

Eine Mischung aus Kiefern, einsamen Buchten, Granitformationen, Feldern voller Wildblumen und Blaubeeren, Hummerbooten, Windjammern und glitzerndem Wasser, das alles ist Bear Isle. Zitat S. 331/332 Bei diesem Buch wird man langsam aber sicher auf Bear Isle gefangen. Das liegt am einnehmenden Schreibstil von Patrizia Zannini, aber auch an der Handlung und der darin wunderschöne beschriebenen Natur. Man erlebt den Hummerfang mit, sieht die endlosen Blaubeerbüsche und den farbenprächtigen Indian Summer, der auch die Touristen magisch anzieht. Die Geschichte dreht sich um Ally, die sich fern von Bear Isle in LA ein eigenes Leben aufgebaut hat und um ihre Schwester Emma, die sehr speziell und anders ist und mit Veränderungen schlecht klar kommt. Ihr Leben braucht immer gleichbleibende Rituale und feste Strukturen. Sie kann nicht allein leben, das wird Ally nun nach dem Tod der Mutter selbst bewusst. Wie oft hat sie selbst als Kind hinter Emmas Bedürfnissen zurückstecken müssen und als jüngere Schwester mehr Verständnis zeigen müssen als ihr lieb war. Jetzt wird ihr klar, dass sie erneut Verantwortung übernehmen muss, dabei will sie ihr eigenständiges Leben fernab von Bear Isle eigentlich nicht aufgeben. Dort sieht sie ihre Zukunft mit Stan, ihrem Freund. Doch es kommt alles anders. Allmählich fühlt sich Ally wieder heimisch, trifft alte Bekannte wieder und findet neue Freunde. Langsam aber sich bewältigt sie ihre eigene Vergangenheit und setzt sich neue Ziele. Die Charaktere haben mir besonders gut gefallen. Hier gibt es besondere Typen, liebenswürdige Menschen und natürlich Emma, die so ist wie sie ist. Man gewinnt sie alle gern und möchte gar nicht mehr abreisen aus dieser landschaftlich schönen Gegend in Maine. Besonders der einnehmende und bildhafte Erzählstil hat mich begeistert. Er lässt mich an den Gefühlen und Erlebnissen der Schwestern hautnah teilnehmen. Ich komme mir wie ein stiller Beobachter vor, und sehe, wie Ally vom unangepassten Verhalten Emmas genervt ist, lache aber auch über Emmas trockene Bemerkungen und frage mich, was wohl das Beste für sie wäre. Langsam nähern sich die Schwestern einander an und es entwickelt sich eine enge Bindung, die Ally dazu bringt, Emma mehr zuzutrauen. Sie entdeckt bei ihr das Talent für das Kochen und findet damit genau die Nische, in die Emma sich einbringen kann. Sie gibt ihr Flügel, um ihre Wünsche ausleben zu können und bekommt zum Dank eigene Zukunftsträume erfüllt. Dieses Buch zeigt, wie Menschen Flügel bekommen können, die sie weit über sich hinaus wachsen lassen. Ein Wohlfühlroman vor der einzigartig schönen Kulisse Maines.

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