stinsome
Ich bin von „Rosen und Seifenblasen“ wirklich positiv überrascht. Ich hatte von der Reihe schon sehr viel Gutes gehört, war aber ein wenig skeptisch, da ich mit meinen 23 Jahren nicht gerade zu der Zielgruppe gehöre. Nach dem Lesen kann ich jetzt aber ganz klar sagen, dass meine Skepsis absolut unbegründet war. Das Buch verspricht auch für ältere Leser witzige und spannende Unterhaltung, sodass ich das Buch manchmal gar nicht zur Seite legen konnte, weil ich wissen wollte, wie es nach einem fiesen Cliffhanger weitergeht. Abby „springt“ nämlich immer zur Sendezeit in die Serie, um dann nach einem Cliffhanger (wie das in Seifenopern so ist) wieder in der richtigen Welt zu landen. Während sie in Ashworth Park einfach nur versucht, durch den Tag zu kommen, Julians (äußerst witzigen) Annäherungsversuchen zu entgehen, seinem jüngeren Bruder Jasper nicht noch mehr Gründe zu geben, misstrauisch zu sein, und sich vor dem „Bösewicht“ der Serie in Acht zu nehmen, versucht sie in ihrer eigenen Welt ihrem Schwarm Trevor näherzukommen. Das gestaltet sich jedoch schwieriger als gedacht, da sie sich die Abende erstmal freihalten muss, um nicht in der Öffentlichkeit oder vor anderen Personen aus heiterem Himmel zu verschwinden und eine Stunde später wieder aufzutauchen. Eingeweiht sind lediglich ihre Schwester Deborah und ihre beste Freundin Morgan, die ihr Bestes tun, um Abbys „Sprünge“ geheim zu halten und eine Lösung zu finden. Ashworth Park kann man sich als eine Art Parallelwelt vorstellen, in der die Personen in ihrer eigenen kleinen Welt auf der Insel leben und Abbys Familie nicht existiert. Innerhalb dieser Parallelwelt werden sämtliche Seifenoper-Klischees bedient: Von wehenden Haaren (ohne dass ein Lüftchen weht) über völlig dramatische Dialoge bis zu ausgeleuchteten Plätzen in der Nacht ohne sichtbare Lichtquelle. Kameras sind auch weit und breit keine zu entdecken, obwohl alles bei Abby zuhause im Fernsehen übertragen wird. Es wird bewusst keinen Wert darauf gelegt, dass die Handlung oder die Reaktionen der Charaktere realistisch sind, im Gegenteil: alles ist absichtlich überzogen, die Sprache hin und wieder gestelzt und die meiste Zeit macht man sich über die handelnden Personen (von wenigen Ausnahmen wie Abby und Jasper abgesehen) lustig. Es ist Satire. Auch wenn gerade Julian von dieser Darstellung nicht verschont bleibt, ist er doch irgendwie ein Sympathieträger, den man ein wenig mitleidig belächelt. Er hat sich in Abby verliebt und versucht, sie mit recht altmodischen Mitteln wie Gedichten und (heutzutage) merkwürdigen Geschenken für sich zu gewinnen. Damit rennt er bei Abby aber gegen Wände, was er so gar nicht gewohnt ist. Sie dagegen läuft häufiger Jasper in die Arme, der ihr mit seinen sarkastischen Kommentaren und dem unverhohlenen Misstrauen nicht geheuer ist. Er ist der einzige, der Abbys Herkunft und ihr plötzliches Auftauchen hinterfragt und Abby damit das Leben schwer macht. Auch wenn ich beide auf ihre Art mochte, hatte ich doch recht schnell meinen Favoriten gefunden. Abby selbst war eine sehr angenehme und witzige Protagonistin, die sich für mich immer nachvollziehbar verhalten hat. Sie lässt sich von niemandem aus der Ruhe bringen, ist nicht auf den Mund gefallen und amüsiert sich, wie der Leser selbst, über die absurden Geschehnisse in Ashworth Park, obwohl sie gleichzeitig alles dafür tut, um diesen „Sprüngen“ ein Ende zu machen. Ich freue mich schon auf ein Wiedersehen mit ihr in den nächsten Bänden und bin nach dem heftigen Cliffhanger, der eine unglaublich interessante Ausgangssituation für Band 2 schafft, gespannt, wie es weitergeht. Fazit Ein sehr amüsanter Auftakt einer Mädchenbuch-Trilogie, die Seifenopern aufs Korn nimmt und nicht davor zurückschreckt, ihre Figuren der Lächerlichkeit preiszugeben. Durch einige überzogene, dramatische Geschehnisse wird es noch dazu so spannend, dass man immer weiterlesen möchte. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung und 4 Sterne für diesen gelungenen Auftakt.