Marie Charlotte
Für mich war das Eis-Schloss ein märchenhaftes Buch über den Beginn einer Freundschaft, Vertrautheit, Geheimnisse, Tod, Verlust und Trauer mitten in der schönen, einsamen Landschaft eines norwegischen Dorfes, bevor der Winter beginnt. * Die Beschreibung der beginnenden Freundschaft zwischen den beiden Mädchen Siss und Unn am Anfang des Romans fand ich so wundervoll, ich war völlig davon gefesselt und hatte das Gefühl, noch selten etwas so Schönes gelesen zu haben. Leider versprach sie für mich mehr, als das Buch dann halten konnte. Es kam mir vor, als sei hinter dem Buch ein anderes Buch versteckt, eines, wo Unn weitergelebt hätte, und ich hätte lieber dieses gelesen... Ich habe mich lange gefragt, was mit Unn nun passiert ist, obwohl ich es ja eigentlich gelesen hatte. Während des Lesens wurde ich quasi zu Siss, ich fragte mich, was genau es mit dem Eis-Schloss auf sich hat.. Lebt darin jemand und hält Unn gefangen? Lebt das Schloss an sich, weil es verzaubert wurde? Wann sehe ich Unn endlich wieder? * Interessant finde ich auch, dass das Buch in mancherlei Hinsicht sehr ungewöhnlich ist. Zum Beispiel kommen eigentlich darin nur Menschen vor, die es miteinander gut meinen. Das Böse, wenn es das gibt, ist nur der Tod, aber auch dieser schien mir im Buch nicht wirklich schrecklich, sondern ein Teil der Natur. Sprachlich fand ich es auch ungewöhnlich, immer wieder poetisch, elegisch, hymnisch, aber unglaublich passend und ergreifend.