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schizothekare

Posted on 2.4.2020

Ist man gerade in einem Leseflow, so greift man auch schon mal zu der ein oder anderen Subleiche. Hierbei besonders attraktiv: knapp 300 Seiten. Klingt nach einem Sonntagsbuch - vielleicht entdecken wir ja tatsächlich ein Wunder, welches wir uns auch für die kommende Woche wünschen?! Zumindest der Klappentext ("Jeder träumt von einem Wunder - aber nicht jeder ist bereit dafür") versprach uns so ein Erlebnis und wir dachten darüber nach, dass dieses Buch eventuell nur in auf unserem SuB lag, weil wir es schlicht und ergreifend übersehen haben. Entsprechend zufrieden und glücklich mit unserer Auswahl machten wir uns ans Werk. Wir erwarteten riesige Wunder, die uns in eine helle, gar euphorische Stimmung versetzen, Schmetterlinge im Bauch verursachen und grenzdebil grinsen lassen. Einen Protagonisten, der besondere Fähigkeiten hat und "dschinnartig" Wünsche und Wunder wahr werden lässt. Bekommen haben wir auf den ersten Seiten ein Setting von Stephen King und die Erzählweise eines Paul Austers. Will heißen, wir befanden uns in Dunkelheit und wurden in eine merkwürdige, melancholische Stimmung katapultiert. Technische Erläuterungen und Personen auf Reisen durch die Wüste. Die erste Reaktion - ganz Troph entsprechend: "Hmpf. So wollt ich das jetzt aber nicht."  Ich denke es ist nicht vermessen, wenn man an dieser Stelle kurz seine Enttäuschung zum Ausdruck bringt und klar hervorhebt, dass man sich etwas anderes erhofft hat. Die von dir so treffend geschilderten Erwartungen, entsprachen nicht dem was uns im Kopf schwirrte. Doch kann auch nicht Eingetroffenes zu etwas Gutem werden. Über ein Wort werdet ihr hier noch des Öfteren stolpern: unverhofft. In diesem Sinne: Unverhofft kommt oft. Die erste Hälfte des Werkes kann man wie oben schon angemerkt schwerlich beschreiben. Die Lesestimmung war wirklich sehr sehr getrübt, da das Buch es auch einfach nicht anders hergab. Die Protagonisten - es gibt eine ganze Menge davon - werkelten vor sich hin. Wir sprechen hier von einer Familie von "Heiligen", die Wunder wirken können und diversen Pilgern, die sich genau diese Wunder wünschen. Jeder ist hier jedoch gefühlt in seinem eigenen Trott mit seiner eigenen merkwürdigen Geschichte. Im besten Fall eine Geschichte, die realistisch und nachvollziehbar ist. Im schlimmsten Fall eine völlig Wirre, die es erstmal zu verstehen und zu verorten galt. Dies zog uns als Leser wirklich auch fast in die Hoffnungslosigkeit des Weiterlesens hinein. Inhaltlich werdet ihr, liebe Leser, nicht viel finden, da dieses Werk durch Emotionen geprägt von uns gelesen wurde. In diesem Sinne, lasst uns der zweiten Hälfte des Werkes huldigen. Innerhalb von ein paar Seiten hellte sich die Stimmung des Werkes und dadurch natürlich auch bei uns deutlich auf. Die Besonderheit hier: sämtliche Darsteller, sei es Haupt- oder Nebendarsteller entwickelten sich. Sie schlossen sich auf eine sehr besondere Art, nämlich über eine inszenierte Radiosendung, zusammen. Beziehungen bildeten sich, Kommunikation untereinander fand endlich statt und alle zogen gefühlt an einem Strang. Einfach herrlich anzuschauen und mitzufiebern. Die Euphorie und das Grinsen starteten. Kommen wir aber kurz zurück auf die Sachebene und richten unseren Blick auf die Wunder. Was sind Wunder? Was macht ein Wunder aus? Sind Wunder wirklich möglich? Wie erkennt man ein Wunder? Geschehen sie uns vielleicht jeden Tag und wir haben einfach nur diesen blinden Wunderfleck? Laut Definition ist ein Wunder jedenfalls etwas, was in seiner Art, durch sein Maß an Vollkommenheit das Gewohnte und Übliche so weit übertrifft, dass es große Bewunderung und Staunen erregt. Nun übertragen wir das kurz auf das hier rezensierte Werk und kommen zu dem Schluss - ja, passt. Irgendwie. Also weitestgehend schon, zumindest wenn Wunder immer paarweise auftreten und wenn sie auch gleichzeitig ein Sinnbild für die eigenen Dämonen sind, mit denen sich die Pilger auseinandersetzen müssen um das wahre Wunder zu erleben. Das Wunder, welch eigenartig Ding. Genauso eigenartig bzw. eigen wie der Stil der Erzählung, der hier wirklich noch Erwähnung finden sollte: wir reden hier nämlich von einer ganz besonderen Erzählweise, die Maggie Stiefvater uns präsentiert. Sie schafft es Stimmungen in rein erzählerischem Stil aufzufangen, ohne groß auszuholen und abzuschweifen. Dies schafft sie besonders durch diverse Bilder, die sie nach und nach zeichnet. Insbesondere die Eulen, die wir uns erst im Titel gar nicht erklären konnten, spielten eine große Rolle. Zunächst waren sie kurz erwähnt: "die Eulen waren immer dort, wo die Wunder sind". Mehr kam nicht. Gerieten in Vergessenheit und tauchten dann geballt in einem ganzen "Rudel" auf als es an der Zeit war. Damit wurde klargemacht, dass es sich um ein ganz besonderes Wunder bzw um eine riesige Entwicklung innerhalb der Geschichte handeln muss und der Spannungsbogen geriet alleine dadurch in überdimensionale Höhen. Weiter gab es vollkommen unverhoffte Sprünge sowohl in die Vergangenheit als auch zu anderen Geschichten. Wie bereits oben kurz erwähnt, führte dies manchmal zu etwas Verwirrung, im weiteren Verlauf ergab jedoch einfach alles Sinn und war echt einfach toll. Eines dieser Bilder, von denen du gerade so schwärmtest, sollte hier kurz hervorgehoben werden. Die Wüste Oklahomas wird auf eine sehr bildhafte und gefühlvolle Art vermenschlicht. Misstrauen und Zynismus sind zu Beginn ihre herausragendsten Eigenschaften. Aber auch eine Wüste kann vom Dunklen ins Helle wandern und so ward es: erfüllt von Liebe und einem übermächtigen Beschützerinstinkt entwickelt sie sich im Laufe der Geschichte zu einem sympathischen Fleckchen Erde. Abschließend könnte man sagen, dass dieses Buch eine Metapher für sich darstellt. Es geht die gleichen Wege wie seine Figuren und wandelt auf Pfaden, die von Schatten, Ärger und Zorn zu Licht, Liebe und Glück führen.

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